El jorobado de la Morgue (1973) & El gran amor del conde Drácula (1973) & El espanto surge de la tumba (1973)
Als Paul Naschy 1968 mit seiner ersten Verkörperung des Werwolfs Waldemar Daninsky den Grundstein seiner Karriere des wohl größten spanischen Horrorfilmstars legte, da hatte freilich schon der moderne Horrorfilm begonnen, von welchem sich Naschy und seine Regisseure meist bloß die größeren Freizügigkeiten in Sachen Gewalt und Erotik abschauten. Davon abgesehen blieb Naschy meist dem gothic horror verhaftet, wenn auch manchmal um bizarre Modeerscheinungen erweitert. Bis Ende 1972 verkörperte er immer wieder den Werwolf Daninsky, der sich nach Universals Crossover-Vorbildern mit Vampirinnen, Mr. Hyde oder auch mit dem Kunstmenschen, der Mumie, dem Vampirgrafen und Außerirdischen abgab. 1973 hatte denn Naschys große Stunde (der grausamen Leichen) geschlagen: Die Zahl seiner Film verdrei- bis -vierfachte sich 1973... und der agierte nun auch ohne seine Paraderolle des Werwolfs in den klassischen Horrorgefilden.
Javier Aguirre inszenierte den am 12. April 1973 uraufgeführten "El jorobado de la Morgue" – und auch den am 15. April 1973 uraufgeführten "El gran amor del conde Drácula". Im erstgenannten Titel übernahm Naschy die Rolle des eng mit Victor Hugos Romanklassiker verbundenen Buckligen, der seit James Whales "Frankenstein" (1931) als entstelltes Faktotum zum Horrorfilm-Arsenal jenseits der "Notre-Dame de Paris"-Verfilmungen gehörte. Star Naschy und Regisseur Aguirre – beide zugleich Koautoren neben Alberto S. Insúa – vermengen in dem Film dann auch whalesche "Frankenstein"- und hugosche "Notre-Dame de Paris"-Versatzstücke, lassen Naschy als buckliges Faktotum einen mad scientist assistieren, bis dieser sich am love interest des Buckligen vergreift, was in der Folge auch Versatzstücke aus "Bride of Frankenstein" (1935) nach sich zieht... Klassische Elemente werden hier oberflächlich eingesetzt und mit reißerischen Sex- und Gewalt-Momenten vermengt, unter denen die ihrerzeit nicht unüblichen Szenen von Tierquälerei heutzutage negativ aufstoßen werden.
Mehr? Review von buxtebrawler
Im Gegensatz zum im Laufe der Handlung immer wüster geratenden "El jorobado de la Morgue" gibt sich der von denselben Autoren verfasste "El gran amor del conde Drácula" etwas stilvoller, wenngleich auch hier äußerst frei mit literarischen und filmischen Vorbildern umgegangen wird: Der – wie später so oft – romantisierte "Dracula"-Stoff wird vermengt mit einer old dark house-Prämisse, die eine kleine Gruppe nach einem Reiseunfall im Sanatorium des Dr. Wendell Marlowe (Naschy) Zuflucht finden lässt – zunächst nicht ahnend, dass der Gastgeber tatsächlich der legendäre Graf Dracula ist, der in der schönen Karen (Haydée Politoff) seine große Liebe findet... Van Helsings Aufzeichnungen bringen bald Licht ins Dunkel, ehe Dracula in in diesem (auch ein wenig Murnaus "Nosferatu" (1922) aufgreifenden) Film die Selbstaufopferung im Freitod wählt.
Seit bald 2 Jahren liegt der Film nun auch als deutsche Synchronfassung bei Shock Entertainment auf Blu-ray vor: Fassungseintrag von Stringmaster
Der am 30. April 1973 uraufgeführte "El espanto surge de la tumba" ist dagegen die erste Regiearbeit Carlos Aureds, der Naschy gleich darauf auch als Werwolf Daninsky und als Mumie in Szenen setzen sollte. "El espanto surge de la tumba" ist weniger elegant als Aureds Werwolf-Drama, was auch Naschys zotigem Stoff geschuldet ist, welcher der Legende nach über Nacht entstanden sein soll. Aber Fans des ruppigen spanischen gothic horrors kommen hier voll auf ihre Kosten, denn geliefert wird im Grunde die Quintessenz spanischen 70er-Jahre-Horrors: Ein alter Fluch eines hingerichteten Hexenmeisters erfüllt sich in der Gegenwart, als einige Freunde, darunter der Nachfahre des teuflischen Hexers, dessen Familienanwesen in Villas de Sade aufsuchen, wo ein verfluchter Schatz seine Wirkung entfaltet und grobe Lynchmobs durch die Wälder streifen, in denen das Käuzchen ruft. Und umherschwebende Pollen gehören zu den subtilsten Anzeichen einer anderen, noch nicht recht verwirklichten Realität in diesem Film, der überwiegende Klischees und Stereotype aneinanderreiht und auch vor einfachen, durchschaubaren Trickeffekten und einem naiven, unfreiwillig komischen Ernst nicht zurückschreckt... der aber eben auch eine embitionierte Regiearbeit erkennen lässt, zu der Carlos Aured durchaus fähig war: konventionell und billig zwar, aber sichtlich ambitioniert.
Subkultur hat 2015 eine limitierte Blu-ray des Films veröffentlicht: Fassungseintrag von andeh
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