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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: DEFA-/Trümmer-/Kinderfilm

Stichwörter: 1940er Brauer Deutschland Drama Jubiläum Kinder-/Familienfilm Klassiker Lamprecht Spielfilm Trümmerfilm

Irgendwo in Berlin... (1946)

Gerhard Lamprecht: Er besaß nie den legendären Rang eines Murnau oder eines Lang, aber er gehört doch zu den wichtigsten Figuren des deutschen Stummfilms und frühen deutschen Tonfilms: Mit Milieufilmen und Sozialdramen wie "Die Verrufenen" (1925), "Menschen untereinander" (1926), "Die Unehelichen" (1926) oder "Trink, trink, Brüderlein, trink" (1928) mauserte er sich Mitte der 20er Jahre zu einem der profiliertesten Regisseure, der mit großen, epischen Zweiteilern – wie "Der alte Fritz" (1927) – ebenso überzeugen konnte wie mit ambitionierten Literaturverfilmungen – wie "Die Buddenbrooks" (1923). Dem frühen Tonfilm bescherte er mit dem Kinderfilm "Emil und die Detektive" (1931) nach Erich Kästner einen der letzten großen Filme der Weimarer Republik. In  des Zeit des Dritten Reichs blieb auch Lamprecht nicht ganz unbeleckt: Das Biopic "Diesel" (1942) zählt zu seinen verfänglichsten Titeln aus dieser Zeit. In der Nachkriegszeit arbeitete er noch bis Mitte/Ende der 50er Jahre als Regisseur, erst im Osten, dann im Westen, machte sich aber vor allem als Filmhistoriker verdient: Lamprecht verfasste das Register Deutsche Stummfilme und leitete die Deutsche Kinemathek in ihren ersten Jahren bis 1966.
Und ein Film nimmt auch in seiner Nachkriegs-Regiekarriere eine besondere Position ein: "Irgendwo in Berlin...", sein am 18. Dezember 1946 uraufgeführter Trümmerfilm, der – ein wenig wie "Emil und die Detektive", aber freilich ernster und schwerer – auch als Kinderfilm daherkommt, der recht tragisch endet. Allein die Hoffnung auf eine bessere Zukunft versöhnt am Ende und mag zur Nachkriegsbefindlichkeit ebenso passen wie zur Weihnachtszeit. Die frühe DEFA-Produktion, die freilich auch einen der allerersten Trümmerfilme überhaupt darstellt, konnte mit fast 4.000.000 Zuschauer(innen) nicht ganz an großen Erfolg von Staudtes "Mörder sind unter uns" (1946, Anniversary-Text) heranreichen, gehört aber zu den bemerkenswerten Filmbeiträgen der jungen Nachkriegszeit, die sich in hochsolider Inszenierung deutlich gegen Mentalität und Ideologie der NS-Zeit aussprechen. Und noch ein Detail verdient am Rande Beachtung: der erste Leinwandauftritt vom späteren Tatort-Hauptkommissar Peter Brockmöller: Charles Brauer.
Worum es geht, verrät ratz in seiner Inhaltsangabe. Unbedingt empfehlenswert ist die Edition Brüche und Kontinuitäten 01 vom Studio Hamburg, die Arbeiten aus und nach der NS-Zeit dreier Filmschaffender vereint; Lamprecht ist mit "Diesel" und "Irgendwo in Berlin..." vertreten: Fassungseintrag von Kayfabe


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