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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Mehr Erotik bei Hammer…

Stichwörter: 1970er Collinson Cushing Erotik Großbritannien Hammer Horror Hough Jubiläum Karnstein-Trilogie Klassiker Le-Fanu Literaturverfilmung Sangster Spielfilm Stensgaard Trilogie Wyeth

Lust for a Vampire (1971) & Twins of Evil (1971)

Phantastik-Kenner horchen auf bei den Namen Carmilla, Mircalla, Millarca oder Karnstein, gehört doch Joseph Sheridan Le Fanus Vampirgeschichte "Carmilla" (1871/1872), deren ersten Seiten gegen Ende des Jahres ihr 150jähriges Jubiläum feiern können, zu den kanonisierten Klassikern phantastischer Literatur. Der Text – eine von vielen Inspirationsquellen für Bram Stokers "Dracula" (1897) – hat mit der latent lesbischen Vampirin Carmilla Karnstein, die unter stets anderen Namen die Töchter renommierter Familien in den Tod reißt, eine Schlüsselfigur moderner Vampirmythen erschaffen, die seit Stoker in der Literatur von Schriftstellern und vor allem von Schriftstellerinnen wie Anne Rice, Elfriede Jelinek, Rachel Klein oder Theodora Goss auftaucht, sich von 1940 bis 2020 durch (Radio-)Hörspiele zieht und zwischen Carl Theodor Dreyers "Vampyr" (1932) und Emily Harris' "Carmilla" (2019) auch mehrfach über die Leinwände geisterte...
Die Erotik der Vorlage wurde erstmals vor allem in "Et mourir de plaisir" (1960) herausgearbeitet: Roger Vadim, eine der Größen des damaligen erotischen Films, hatte damit eine Richtung vorgegeben, die erst in den 70er-Jahren – als auch infolge der sexuellen Revolution der 68er-Bewegung neue Direktheiten auf der Leinwand möglich waren – so richtig ausgelotet worden ist: Jess Franco ließ nymphomanische, vampirische Karnsteins zuhauf auf das Publikum los, Jean Rollin stellte immer wieder die Reize leicht bekleideter Vampirinnen aus, denen er einen homoerotischen Touch verpasste, und in dieser Dekade – in der Harry Kümel "Les lèvres rouges" (1971), Vicente Aranda "La novia ensangrentada" (1972), José Ramón Larraz "Vampyres" (1974) und Juan López Moctezuma "Alucarda, la hija de las tinieblas" (1977) drehten und aus dem erotischen Vampirfilm eine kulturelle Dominante innerhalb des phantastischen Films machten – entschloss man sich auch bei Hammer, die schon in früheren Filmen deutlich sexualisierte Vampir-Motivik mit noch größerem Sexappeal auszustatten. Markstein war in dieser Hinsicht die (vom damals knapp 100 Jahre alten Stoff Le Fanus beeinflusste) Karnstein-Trilogie, die am 4. Oktober 1970 mit "The Vampire Lovers" einsetzte. Dabei handelte es sich um eine einigermaßen getreue Adaption von Le Fanus Erzählung, mit einer aufreizenden Ingrid Pitt in der Hauptrolle, die gleich danach noch in "The House That Dripped Blood" (1971) und "Countess Dracula" (1971) als Vampirin brillieren sollte.
In Pitts Fußstapfen innerhalb der Karnstein-Trilogie traten dann Yutte Stensgaard sowie Katya Wyeth und Mary & Madeleine Collinson. Der am 17. Januar 1971 uraufgeführte "Lust for a Vampire" und der am 3. Oktober 1971 hinterhergeschobene "Twins of Evil" haben zunehmend weniger mit Le Fanus Erzählung gemein, setzten aber weit stärker auf barbrüstige junge Frauen, die sich in einer Modeschule massieren, auf splitterfasernackte Badeschönheiten, auf lechzende, stöhnende Frauengesichter sowie auf (heute zahme, aber nach wie vor erotische) Sexszenen. In "Lust for a Vampire" wich man bisweilen gar ein wenig stärker als schon zuvor vom gothic horrorc-chic ab, um sich kurzzeitig psychedelischen Schauwerten im Geiste der Gegenkultur zuzuwenden. Für die Regie dieses Films war Jimmy Sangster zuständig, der nach "The Horror of Frankenstein" (1970) (Anniversary-Text) ein zweites Mal die üblichen Hammer-Versatzstücke ein wenig variierte (wobei er diesmal keinen Einfluss auf das Drehbuch hatte). Dass Pitt, der zunächst eingeplante Peter Cushing und der ursprünglich angedachte Regisseur Terence Fisher für "Lust for a Vampire" nicht zur Verfügung standen, trug dazu bei, dass der fertige Film im Ruf einer Kompromisslösung stand – und zudem 1971 doch recht frivol und ungehörig (um nicht zu sagen: geschmacklos) auf so manche Kritiker und Mitwirkende wirkte. Größeren Zuspruch fand dann "Twins of Evil", in dem Cushing – erstmals seit dem Tod seiner Gattin wieder vor der Kamera – einen fanatischen Hexenjäger gibt, dessen Nichten (die Zwillingsschwestern Collinson) vampirisiert werden. Cushings eisiges Agieren, die üppigen Reize der Zwillings-Playmates und die Regie John Houghs, der wieder eine satte, düstere gothic-Atmosphäre und einige krude Gewaltakte zum Einsatz kommen ließ, stießen gemeinhin auf Wohlgefallen bei Hammer-Fans...
Buxtebrawler geht in seinen Reviews ausführlicher auf "Lust for a Vampire" und "Twins of Evil" ein...


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