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von Stefan M

Vor 25 Jahren: „Kraweel, Kraweel“ oder: Loriot auf der großen Leinwand

Stichwörter: 1990er Deutschland Hamann Jubiläum Klassiker Komödie Loriot Spielfilm Westphal-Lorenz

Pappa ante Portas (1991)

Als einer der größten deutschen Humoristen ist der 2011 verstorbene Vicco von Bülow alias Loriot dem deutschen Fernsehpublikum immer noch ein Begriff und es gibt wohl nicht wenige, die ihn sich in dem heutigen Überangebot an Krawall-Comedians oder solchen, die es gern sein wollen, zurückwünschen. Vor allem bekannt ist er heute durch seine zwischen 1976 und 1978 entstandene Sketch-Serie, die zwar lediglich sechs Folgen umfasste, dabei aber bis heute so häufig wiederholt und später durch zusätzliche Werke aus anderen Sendungen ergänzt wurde, dass man über die geringe Anzahl durchaus verwundert sein kann.

Zweimal brachte Loriot seinen Humor in Spielfilmlänge auch auf die Leinwand: 1988 mit „Ödipussi“ und 1991 mit „Pappa ante Portas“. Obwohl auch sein Erstling mit einigen herrlich komischen Szenen aufwarten kann, ist „Pappa ante Portas“ sein weitaus gelungenerer, weil runderer Film. Den in den Frühruhestand geschickten pedantischen Einkaufsdirektor Heinrich Lohse, der vor allem seiner Frau Renate mit seinen anstrengenden Macken, Besserwissereien und unbeholfenen Versuchen, sie im Haushalt nach Kräften zu unterstützen, gewaltig auf die Nerven geht, spielt Loriot – neben drei weiteren Figuren, darunter den Dichter Lothar Frohwein – in der ihm unnachahmlichen Manier als Elefant im Porzellanladen, der nicht mal merkt, wie sehr er sich seiner Familie in all den Jahren entfremdet hat. An seiner Seite agiert die kongeniale und schon in der TV-Serie und dem vorangegangenen Kinofilm eingesetzte Evelyn Hamann, der die Rolle der übelgelaunten und dies gar nicht erst zu verbergen versuchenden Gattin – die sie in der Art schon vorher häufiger verkörpern durfte – auf den Leib geschrieben wurde. Mit von der Partie unter anderem auch Heinz „Erwin Lindemann“ Meier in einer kleinen Nebenrolle als Regisseur, der mit dem Duo in der Vergangenheit auch schon zusammengearbeitet hatte.

Mit „Pappa ante Portas“ schaffte er es in der ihm so unverwechselbaren Form, seine Hauptfiguren – das schon Jahre verheiratete Ehepaar, bei dem die Schmetterlinge im Bauch längst verloren gegangen sind und für das die Aussicht, 24 Stunden lang unter einem Dach leben zu müssen, die Hölle auf Erden bedeutet, zumindest von der Frau aus betrachtet – so realitätsnah wie möglich anzulegen und in eine Vielzahl normaler Alltagssituationen zu werfen. Diese werden in oft absurden wie auch ungemein treffsicheren Dialogen so auf die Spitze getrieben, dass nicht selten Peinlichkeiten entstehen – gerade wenn die Lohses ihren Streit mal wieder vor anderen Leuten oder gar in aller Öffentlichkeit austragen.

Rund 3,5 Millionen Zuschauer brachte der Film 1991 im Kino zum Lachen und wurde somit zum erfolgreichsten deutschen Kinofilm des Jahres.

Mehr? Review von Adalmar


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