American Graffiti (1973)
Ehe sich George Lucas ab "Star Wars" (1977) nahezu ausschließlich darauf konzentrierte, diesen schon seit 1973 geplanten Stoff zunächst zur Trilogie, späterhin zum ausufernden Franchise voller Sequels, Prequels, Spin-Offs, TV-Specials und allerlei Merchandise auszubauen – und überdies die ersten Teile zum Leidwesen mancher Fans zugunsten einer überarbeiteten Version aus dem Verkehr zu ziehen –, da inszenierte er mit "American Graffiti", dem am 1. August 1973 uraufgeführten Coming-of-Age-Mix aus Drama und Komödie, ein letztes Mal einen ersthaften Stoff. Nach der Dystopie "THX 1138" (1971), die noch weitestgehend ein erwachsenes Publikum anvisierte, war "American Graffiti" ein Film, der auch Teenager als Zielgruppe anvisierte, vor allem aber all jene ansprach, deren Teenager-Jahre eine knappe Dekade zurück lagen. Die nostalgische Tragikomödie, mit der Lucas ins Jahr 1962, seine eigene Teenager-Zeit, zurückblickt, lässt eine Vielzahl von Figuren agieren, deren Flüggewerden – in Karriereplänen, in Liebesfragen – er inmitten von Umbruchsphasen und in einer richtungsweisenden Nacht unter die Lupe genommen wird. So humorvoll die Thematik auch umgesetzt wird, so sehr schwingt doch der Ernst des Lebens mit, den Lucas auch mit etwas Wehmut, mit viel Sympathie und auch mit etwas Tragik einbindet. Das wegen vieler Rock'n'Roll-Nummern auf der Tonspur nicht ganz günstige Projekt konnte Lucas dank der Unterstützung von Freunden und Bekannten verwirklichen. Gerade die Beziehungen zu Francis Ford Coppola erwiesen sich als äußerst hilfreich, während am Drehbuch vor allem Willard Huyck und Gloria Katz mitwirkten, die zwischendurch vor allem an ihrer kleinen, ungeschliffenen Horror-Perle "Messiah of Evil" (1973) arbeiteten. Das fertige Produkt erwies sich dann als wahrer Kassenschlager, was Lucas in seinen "Star Wars"-Plänen gerade recht kam. Für ihn und alle "Star Wars"-Fans war "American Graffiti" insofern bloß ein Sprungbrett... eine Ausnahme zudem zwischen seinen umgebenden Arbeiten mit Sci-Fi-Motiven. Wer aber – wie "Star Wars"-Star Alec Guinness – die folgende Weltraum-Oper für die ganze Familie voller Anklänge beim Western, beim Märchen- und Fantasyfilm, beim Samurai- und Ritterfilm, beim Abenteuer-, Action- und Liebesfilm, beim Kriegsfilm, bei der Komödie und auch bei der Ästhetik des faschistischen Films für ein etwas peinliches, infantiles Spektakel voller banaler Texte hält, das sich freilich zum Kult entwickeln sollte und bis heute erfolgreich bizarre Blüten nach sich zieht, dürfte wohl in "American Graffiti" eher die letzte seriöse Regiearbeit Lucas' sehen.
Registrieren/Einloggen im User-Center