The Graduate (1967)
Mit „Die Reifeprüfung“ kam am 21. Dezember 1967 ein Film in die Kinos, der als einer der Startpunkte der 68er-Hippie-Bewegung angesehen werden kann. Die Jugend war es einfach leid, dass ihre Eltern sich in ihr Leben einmischten und ihr sagten, was sie zu tun und zu lassen hätten. Ben ist einer dieser aufbegehrenden jungen Männer. Während Mutter und Vater nach seinem College-Abschluss auf eine baldige berufliche Entscheidung – natürlich ganz in ihrem Sinne – drängen, weiß er selbst noch gar nicht, was er will. Ein Freund der Familie gibt ihm den guten Rat, erst einmal seine Hörner abzustoßen, bis er in den Ernst des Lebens eintritt. Er kann ja nicht ahnen, dass sich Ben seine Worte ausgerechnet in Form einer Affäre mit seiner Frau zu Herzen nimmt. Noch verzwickter wird die Lage, als sich Ben in deren Tochter Elaine verliebt...
Mike Nichols’ revolutionäre Gesellschaftssatire nimmt die starren Moralvorstellungen der damaligen Zeit aufs Korn und schlägt sich auf die Seite der jungen Menschen, die ihr eigenes Leben führen wollen, mit ihren eigenen Entscheidungen und den daraus resultierenden Konsequenzen, weder straff durchorganisiert noch planbar – im Gegensatz zur Erwachsenenwelt, die hier wesentlich schlechter wegkommt, zeigt sie doch kein Verständnis für die wahren Bedürfnisse ihrer Kinder. Schlimmer noch: Sie ignoriert sie einfach und stellt das eigene Wohl darüber.
Man hätte diese Geschichte in Dramaform gießen können, entschied sich aber für eine erfrischend leichte Komödie mit gerade zu Beginn vor Wortwitz übersprudelnden Dialogen, ehe in der zweiten Hälfte die typischen Elemente einer heutigen Hollywood-Romanze ergänzt werden, mit dem Unterschied, dass das Happy-End weitaus vielschichtiger ausfällt, als es zunächst den Anschein hat. Man werfe nur einen Blick in die Gesichter des Paares, die durchaus mehrere Interpretationen zulassen.
Letzten Endes bleiben unvergessliche Bilder und Szenen, teilweise unzählige Male zitiert, kopiert und parodiert, mit großartigen Schauspielern (für Dustin Hoffman bedeutete die Hauptrolle, für die er mit 30 Jahren eigentlich schon zu alt war, der Durchbruch), ungewöhnlicher Kamera- und Schnittarbeit und nicht zuletzt einem Soundtrack von Simon & Garfunkel, der einige Welthits hervorbrachte (exemplarisch „Mrs. Robinson“ und „The Sound of Silence“).
Bei Arthaus/Studiocanal liegt der Film seit einigen Wochen als 50th Anniversary - 4K Restauration auf BluRay vor: Fassungseintrag von XenoHead04
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