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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Selma Lagerlöf – erstmals verfilmt…

Stichwörter: 1910er Drama Jubiläum Klassiker Lagerlöf Literaturverfilmung Schweden Sjöström Spielfilm Stummfilm

Tösen från Stormyrtorpet (1917)

Den meisten jungen und älteren Erwachsenen dürften "Nils Holgerssons underbara resa" (1962) und die Anime-Serien-Version "Nirusu no fushigi na tabi" (1980/1981) in guter Erinnerung sein. Die Zahl der Lagerlöf-Verfilmungen ist aber wesentlich größer - es gibt mittlerweile über 40: Bille Augusts "Jerusalem" (1996) ist vielleicht die letzte prestigeträchtige Lagerlöf-Verfilmung von Belang; Mauritz Stillers "Herr Arnes pengar" (1919), ein frühes Meisterwerk des schwedischen Kinos, ist das erste auf Lagerlöf basierende Film-Meisterwerk, das längst als Markstein (nicht nur) der schwedischen Filmgeschichte gilt. Getoppt hatte Stiller es fünf Jahre darauf noch mit der Lagerlöf-Verfilmung "Gösta Berlings saga" (1924). Victor Sjöström lieferte dazwischen "Körkarlen" (1921) ab (der nicht minder brillant, aber weit weniger populär von Julien Duvivier als "La charrette fantôme" (1939) neuverfilmt worden ist): Ein Klassiker des phantastischen, des schwedischen und des stummen Films zugleich, der sich nicht bloß deutlich gegen die gleichnamige 1958er Neuverfilmung von Arne Mattsson durchsetzen konnte, sondern auch zur Jahrtausendwende von Ingmar Bergman, für den Sjöström in "Smultronstället" (1957) einst seine letzte Schauspielrolle gegeben hatte, ein kleines Denkmal gesetzt bekam - in Form von "Bildmakarna" (2000), der allerdings weder Sjöström, noch Bergman sonderlich gerecht wurde... Sjöström hatte aber schon zuvor mehrfach Lagerlöf auf die Leinwand gebracht - und zwar als allererster Regisseur überhaupt. Im Februar 1919 und im Januar 1920 kommen seine Verfilmungen "Ingmarssönerna" (1919) & "Karin Ingmarsdotter" (1920) heraus.

"Tösen från Stormyrtorpet", der am 10. September 1917 anläuft, ist die erste von vielen Lagerlöf-Verfilmungen, die Sjöström hervorbringt. Zu dieser Zeit war Sjöström schon fünf Jahre als Filmregisseur tätig und hatte bereits 31 Filme abgeliefert, mit denen er sich zu einem der wichtigsten Filmemacher Europas (wenn nicht gar des Weltkinos insgesamt) mauserte: "Ingeborg Holm" (1913) und "Terje Vigen", der im Januar 1917 direkt vor "Tösen från Stormyrtorpet" herauskam, gelten zurecht als bedeutende Klassiker des Kinos des 10er Jahre, in welchem die Filmsprache sich radikal und nachhaltig veränderte. Gegenüber diesen Filmen erscheint die Größe von "Tösen från Stormyrtorpet" ein wenig geringer. Dass jedoch Douglas Sirks "Das Mädchen vom Moorhof" (1935) und der etwas kitschige Heimatfilm "Das Mädchen vom Moorhof" (1958) vom früheren NS-Propagandafilmer Gustav Ucicky hierzulande bekannter sein mögen, mag an der (hierzulande) besseren Zugänglichkeit dieser Filme liegen. Weltweit bekannter, gefragter und gelobpreister ist aber doch Sjöströms Stummfilmversion geblieben, die sich auch gegen Gustaf Edgrens gleichnamige 1947er Version oder den finnischen "Suotorpan tyttö" (1940) durchgesetzt hatte.
Natürlich kommt Sjöströms 1917er Film, der von seinem sechs Monate zuvor vorangegangenen "Terje Vigen" aufgrund der mit viel Fingerspitzengefühl eingesetzten Landschaftsaufnahmen ein wenig an die Wand gespielt wird, nicht an die wesentlich organischere Inszenierung der größeren Klassiker heran, die Sjöström in den 20er und 30er Jahren inszenieren sollte. Aber "Tösen från Stormyrtorpet" ist derart reich an Schwenks und kürzeren Fahrten, wird derart häufig von Perspektivwechseln und wandelnden Einstellungsgrößen durchzogen, dass es nahezu ein Skandal wäre, würde man ihn aus dem Kanon der Filme der 10er Jahre ausschließen. Als erste Lagerlöf-Verfilmung überhaupt, besitzt er ohnehin einen besonderen Stellenwert - zumindest in der Geschichte des schwedischen Films.
Worum es geht? Inhaltsangabe von PierrotLeFou


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