Siu Ngo Gong Woo (1990)
Die Eastern der Shaw Brothers genießen bekanntlich Kultstatus; doch während viele Streifen zumindest in Mitteleuropa bei der seriösen Kritik lange Zeit ähnlich wenig Beifall erhalten konnten, wie das Gros der Italowestern oder der britische Hammer-Horrorfilm - und tatsächlich waren die Ähnlichkeiten hier und dort so frappierend, dass etwa Chang Cheh & Roy Ward Baker gemeinsam einen "The Legend of the 7 Golden Vampires" (1970) drehen konnten oder Lo Lieh unter Antonio Margheriti neben Lee Van Cleef in einem Mix aus Western- und Eastern-Motiven agieren konnte - da konnte sich ein King Hu, der nach einer Anfangsphase bei Shaw Brothers mit seinen Wuxia-Filmen für Furore sorgte, alsbald auf dem Cannes Film Festival eine Nominierung für die Goldene Palme einheimsen und den Technical Grand Prize gewinnen. "Hsia nu" (1971) hieß Hus Klassiker, der sich vor allem wegen seiner durchdachten Bildkompositionen, seines perfekten Schnitts und einiger ballettartig choreographierter Kämpfe, aber auch wegen seiner gehaltvollen Aufladung der zunächst trivial erscheinenden Handlung im Westen als bedeutender Klassiker profilierte.
"Siu Ngo Gong Woo" sollte knapp zwei Jahrzehnte später ein ambitioniertes Spätwerk Hus nach knapp siebenjähriger Pause werden (das Ende Januar in Taiwan, Anfang April in Hongkong in die Kinos kam). Doch Differenzen mit dem Produzenten Tsui Hark führten dazu, dass dieser - mit der Unterstützung weiterer Co-Regisseure - ebenfalls auf dem Regiestuhl Platz nahm. Neben Hu und Hark - der zu dieser Zeit mit "Shu shan" (1982) und "Do Ma Daan" (1986) einer der populärsten Regisseure eines neuartigen Hongkong-Kinos war, um ab "Wong Fei-Hung" (1991) seine Once Upon a Time in China-Reihe zu starten und Mitte der 90er auch in Hollywood Einfluss zu hinterlassen - zählte noch Ching Siu-Tung zu den wichtigsten Regisseuren des Films. Siu-Tung, der für Hark bereits alle Teile der Chinese Ghost Story-Trilogie (1987-1991) in Szene gesetzt hatte, drückt auch diesem Film und seinen beiden Nachzüglern seinen Stempel auf. Farbenprächtige Bilder und allerlei Figuren und Objekte, die entgegen allen Gesetzen der Schwerkraft Bewegungen ausführen und zur Freude des Cinephilen ein äußerst sinnliches Spiel aus ungehindert agierenden Farben & Formen entfesseln, bestechen trotz gelegentlich wahrnehmbarer Drähte; im Gegensatz zu Hus Wuxia-Klassikern wird die streng komponierte Eleganz von Kameraarbeit & Montage während der Kampfchoreographien in die Richtung einer auf Bombast und Spektakel setzenden Reizüberflutung verschoben (die nach einem Vierteljahrhundert ihrerseits wieder vergleichsweise harmlos anmutet), die - wie Hus früheren Filme - ebenfalls einen stattlichen Einfluss auf die opulenten, hochartifiziellen Wuxia-Beiträge eines Ang Lee oder Zhang Yimou gehabt haben dürfte, welche bei der seriösen Filmkritik im Westen wieder hoch im Kurs standen. Weniger Zustimmung hat jedoch die überladene Dramaturgie erfahren: Die Geschichte über verschiedene Parteien, die auf der Jagd nach einer entwendeten Schriftrolle sind, basiert auf einer - schon 1978 von Shaw Brothers umgesetzten - Vorlage Louis Chas, die offenbar knapp 1500 Seiten füllt, was die etwas anstrengend verwobenen Fäden der Handlung erklären könnte.
Und worum geht es? Review von movieguide
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