Hilde Warren und der Tod (1917)
Fritz Lang, neben Murnau sicherlich auch der bedeutendste Hochkaräter unter den deutschen Stummfilmregisseuren der 20er Jahre, beginnt seine Regie-Karriere bekanntlich im Jahre 1919. Zwei, drei Jahre zuvor kommt er aber bereits als Drehbuchautor zum Film: Wegen seiner Verwundungen während des Krieges ins Lazarett gekommen, beginnt Lang zu schreiben – unter anderem Stücke für die große Leinwand. Sein Fünfakter "Die Peitsche" wird 1916 offenbar von Adolf Gärtner verfilmt – und Joe May wird auf Lang aufmerksam. (Das ist die Version, die Erich Pommer später zum Besten gab, als er über seine Zusammenarbeit mit Lang sprach.) May, der eigentlich Josef Mandel hieß und vor seiner Karriere im Filmgeschäft als Textil- und Autohändler erfolgreich tätig war, sah in Lang wohl einen talentierten Drehbuchautor und schlägt ihm ein Geschäft vor. Lang geht darauf ein und schickt May wenig später zwei Scripts zu – und May wird daraus "Die Hochzeit im Excentric-Club" (1917) und "Hilde Warren und der Tod" anfertigen. Und es ist "Hilde Warren und der Tod", welcher heute als Langs Durchbruch gilt – fälschlicherweise wird das Drehbuch hin und wieder sogar als Langs erstes Drehbuch bezeichnet: etwa in dem englischen Wikipedia-Artikel zum Film. (Selbst wenn man die Stimmen berücksichtigt, die Langs Autorenschaft bei "Die Peitsche" infrage stellen – da Fritz Lang Jahrzehnte später seine ersten Arbeiten für Joe May als seine ersten Drehbücher bezeichnete –, so ist doch Mays "Die Hochzeit im Excentric-Club" vor "Hilde Warren und der Tod" herausgekommen.)
"Hilde Warren und der Tod", der am 31. August 1917 in die Kinos gelangt, zeigt wie so oft bei May dessen Gattin Mia May in der Hauptrolle. "Hilde Warren und der Tod" stärkt Mia Mays Filmkarriere erheblich, heute jedoch beindruckt vor allem Georg John: Neben seinem Alberich aus Langs "Nibelungen" (1924) dürfte sein Auftritt als Tod in Mays frühem Klassiker wohl zu seinen unvergesslichen Leistungen zählen. Auch Lang selbst befindet sich unter den Nebendarstellern des Films, zu welchem er später mit seiner Regiearbeit "Der müde Tod" (1921) – nach einem von ihm und seiner Partnerin Thea von Harbou geschriebenen Drehbuch – quasi nochmals zurückkehren sollte. Während dort ein müde gewordener Tod einer Frau die Möglichkeit bietet, ihren Geliebten zu retten – wobei sich auf verschiedene Weisen eine Ehrfurcht vor dem Leben und eine Todesangst überragende Liebe zeigt –, so muss Hilde Warren in dem früheren Film hingegen lernen, den Tod schätzen zu lernen. Inszeniert wurde das Ganze sicherlich nicht spektakulär – die Kamera bewegt sich bloß minimal, die Montage ist nicht unbedingt innovativ –, aber verglichen mit anderen zeitgenössischen Filmen ist "Hilde Warren und der Tod" dank der Vielzahl kleiner Schwenks und der mehrfachen Perspektivwechseln innerhalb einer Szene deutlich über dem Durchschnitt angesiedelt.
Worum es geht? Inhaltsangabe von PierrotLeFou
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