Gaslight (1944)
George Cukor ist eine Legende des klassischen Hollywood-Films: Als einer von jeweils einem knappen halben Dutzend Regisseuren war es sowohl an "The Wizard of Oz" (1939) als auch an "Gone with the Wind" (1939) beteiligt. Mit melodramatischen und komödiantischen Stoffen und dem Musical ist sein Name auch ansonsten eng verbunden geblieben: "David Copperfield" (1935), "Camille" (1936), "Dinner at Eight" (1938), "Holiday" (1938), "The Philadelphia Story" (1940), "A Star Is Born" (1954), "Les Girls" (1957) und "My Fair Lady" (1964) gehören zu seinen größten Erfolgen. Zu seinen eher raren Ausflügen in den Spannungsfilm zählt der am 4. Mai 1944 uraufgeführte Thriller "Gaslight", der unter seinem Kriminalfilmen wohl den prominentesten Platz einnimmt.
Der hochkarätig mit Charles Boyer, Ingrid Bergman, Joseph Cotten und Angela Lansbury (in ihrer ersten Rolle) besetzte Film war bereits die dritte Verfilmung des zurundeliegenden gleichnamigen Theaterstücks Patrick Hamiltons aus dem Jahr 1938, das 1939 als "Gas Light" bereits als Fernsehspiel zu sehen war und 1940 unter Thorold Dickinsons Regie zu einem britischen Filmklassiker gemacht worden ist. Es sollten weitere acht TV-Filme folgen, einzig relevant blieben allerdings die zwei Kinofilme: Dickinsons "Gaslight", der hierzulande als "Gaslicht" lief, und Cukors "Gaslight", der hier mit dem Titel "Das Haus der Lady Alquist" gezeigt worden ist. Fraglos ist Cukors Version die populärere Verfilmung geworden und geblieben: auch wegen der eingeheimsten Preise und der prominenten Stars, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil MGM dazu beitruge, dass Dickinsons Version in den USA erst einmal gar nicht zur Aufführung kam. Ein Schicksal, das englischsprachige Vorgänger einer Neuverfilmung in Hollywood nicht selten teilten: Die 1931er-"Jekyll & Hyde"-Verfilmung von Mamoulian wurde angesichts der 1941er-Neuverfilmung ähnlich behandelt; selbst Lumets "Fail Safe" (1964) wurde noch in den 60er Jahren zugunsten von Kubricks "Dr. Strangelove" (1964) zurückgehalten. Dass MGM im Fall von "Gaslight" gar eine Vernichtung der Negative der Dickinson-Version angestrebt haben soll, erscheint heute freilich als arg verwerfliche Praktik. Die Qualität dieser Hollywood-Neuverfilmung bleibt davon jedoch unberührt: Der sanfte Psychothriller mit victorian gothic-Touch besticht mit großartigen Kulissen, der Aura seiner charismatischen Stars, der Filmmusik von Bronislau Kaper – sowie natürlich mit dem schleichenden Unbehagen, das er seiner Bühnenvorlage verdankt.
Dass Dicksinsons Version im Schatten der Cukor-Version steht, ist allerdings eine kleine Ungerechtigkeit, insofern mag es ganz fair sein, dass Dickinsons Film längst als UK-DVD/BluRay-Double-Edition vorliegt, wohingegen die (deutsche) Warner-DVD der Cukor-Version inzwischen vergriffen und nicht mehr ganz preiswert zu bekommen ist: Fassungseintrag von Den2001 [Wer an der deutschen Synchro interessiert ist, kann allerdings auf die weitestgehend inhaltsgleiche spanische Warner-DVD zurückgreifen, die meist günstiger zu bekommen ist.]
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