Cyrano von Bergerac (1923)
Von Cyrano de Bergerac kennen zumindest die Fans von phantastischer und Sci-Fi-Literatur seine Reise zum Mond und zur Sonne – "Les États et Empires de la Lune" (1657) & "Les États et Empires du Soleil" (1662) –; seine hierzulande als "Herzstiche" (2001) veröffentlichten Briefe sowie seine Theaterstücke sind indes schon weniger bekannt. Bekannter hingegen ist das Theaterstück über Cyrano von Bergerac – 1897 von Edmond Rostand veröffentlicht. Das Stück, ungefähr so alt wie das Kino, wurde etliche Male verfilmt: erstmals 1900 von Clément Maurice, jüngst von Joe Wright als "Cyrano" (2021) mit Peter Dinklage in der Titelrolle. Dinklage verschaffte mit seiner unterdurchschnittlichen Körpergröße – deutlich weniger als 1½ Meter – dem Fechter und Dichter ein anderes optisches Manko, das eine Bindung zur geliebten Frau verhindert, für deren Verehrer er indes die Liebesbriefe verfasst; denn ursprünglich war es die übergroße Nase, die Cyrano von Bergerac im Wege zu stehen schien. Gérard Depardieu hatte dieser Version in Jean-Paul Rappeneaus "Cyrano von Bergerac" (1990) ebenso Popularität gesichert wie Steve Martin in Fred Schepisis freier Verfilmung "Roxanne" (1987). Die erste abendfüllende Verfilmung ist nunmehr bereits hundert Jahre alt und kam am 30. November 1923 heraus: kurz vor Rostands fünftem Todestag. Augusto Geninas Verfilmung nach einer Drehbuch-Adaption von Mario Camerini – der hier noch am Anfang einer Karriere stand, die er über ein halbes Jahrhundert hindruch als Drehbuchautor und Regisseur verfolgte – besticht nicht unbedingt mit Ausstattung oder inszenatorischer Raffinesse; auch die aufwendige Viragierung und Handkolorierung, die 1925 zum Einsatz kam, macht nicht unbedingt die Qualität des Films aus. Vielmehr ist es die Dramaturgie, deren Vitalität Camerini und Genina weitgehend unter Verzicht der Textzeilen des Stückes in diesen Stummfilm zu überführen wussten; eine Leistung, die Rappeneau fast 70 Jahre später beeinflussen sollte.
Die DVD-Veröffentlichung von absolut Medien enthält neben dem Film noch den 1900er-Kurzfilm, ein Interview mit Rappeneau sowie Angaben zur Restaurierung: Fassungseintrag von Freddy J. Meyers
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