Ganja & Hess (1973)
Drei Filme hat Bill Gunn, als Schauspieler doch deutlich aktiver, in Szene gesetzt, zweimalig nach eigenem Drehbuch. Aber nur einer dieser Filme mauserte sich zum kleinen Kultfilm, der zumindest so lange unter Radar geflogen war, bis Spike Lee ihm mit "Da Sweet Blood of Jesus" (2014) ein Remake spendierte und damit auch die am New Black Cinema wie am African American Cinema insgesamt Interessierten ansprach und nicht bloß die Horror- und Exploitation-Crowd. Der am 20. April 1973 uraufgeführte "Ganja & Hess" geht über gängige Blaxploitation-Horrorfilme merklich hinaus und hat – der Titel lässt das erahnen – weniger mit einem "Blacula" (1972), einem "Blackenstein" (1973) oder einem "Dr. Black, Mr. Hyde" (1976) gemeinsam als vielmehr mit den subversiveren, satirischen Perlen des 70er-Jahre-Independent-Horrors wie Romeros "Season of the Witch" (1972) oder einem "Dead of Night" (1974) – anstelle von Frauenbewegung und Vietnamkrieg rücken jedoch Imperialismus, die Geschichte der Afro-Amerikaner(innen) und Assimilation in den Subtext dieses Vampirismus-Dramas, in dem "Night of the Living Dead"-Star Duane Jones als Anthropologe Dr. Hess im Zuge seiner Beschäftigungen mit afrikanischen Mythen aus Vampirismus-Gefilden vampirisiert wird. Formal zeigt sich die Produktion so durchdacht wie inhaltlich auch, sodass es sowohl verwunderlich als auch vielsagend ist, dass der (zumal seit Langem auf DVD erhältliche) Film erst im Laufe der letzten Jahre zunehmend mehr ins kollektive Gedächtnis der Cinephilen eingewandert ist... oder vielleicht auch doch nicht so verwunderlich, bedenkt man die infolge des Misserfolgs angefertigte zweite Fassung des Films, die seine Qualitäten peinlich beschneidet.
Bei Eureka ist 2015 mit dem Aufkommen von #Black Lives Matter eine schöne Dual Format Edition des Films herausgekommen, der aktuell gerade von rapid eye movies auch in die hiesigen Kinos gebracht wird.
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