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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Dennis Hoppers Experimentellster

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The Last Movie (1971)

Godard hatte in "Week End" (1967) neben dem Ende des Films auch gleich noch das Ende des Kinos verkündet – und sich 1968 dann auch tatsächlich mit seinem Filmschaffen bzw. mit dem Filmschaffen des Kollektiv, dem er angehörte, aus den Kinosälen weitestgehend in die Unsichtbarkeit zurückgezogen. 1967, als die Nouvelle Vague bereits zum langsamen Auslaufen angesetzt hatte, erlebte auch Hollywood eine eigene neue Welle in Form des New Hollywood: "The Graduate" (1967) und "Bonnie and Clyde" (1967) werden gemeinhin als die wichtigen Startschüsse angesehen, den fulminanten Höhepunkt lieferte dann Dennis Hopper mit dem richtungsweisenden "Easy Rider" (1969) – als Haskell Wexler mit "Medium Cool" (1969) gerade den politisiertesten und einen der metafilmischsten, selbstreflexivsten New Hollywood-Filme auf das Publikum losließ. Eine thematische Vermengung von Film, Macht und Gewalt brach sich derweil – insbesondere zwischen 1967 und 1971 – beim Briten Peter Watkins Bahn. Diese Entwicklung schien auch Dennis Hopper bei seiner zweiten Regiearbeit beflügelt zu haben: Unter Rückbesinnung auf das Godard-Motto, dass ein Film zwar Anfang, Mitte und Ende, aber eben all dies nicht in dieser Reihenfolge haben müssen, ließ Hopper am 28. August 1971 seinen, zweiten, keinesfalls letzten, aber doch "The Last Movie" betitelten Film auf die Leinwand des International Film Festival in Venedig (und einen Monat später auf die Leinwände in New York) geraten, der fraglos sein experimentellster Streifen geworden ist und in seiner Wut bloß noch vom famosen "Out of the Blue" (1980) erreicht wurde, ehe Hopper dann ab "Colors" (1988) an Radikalität merklich einbüßte. Dass er für "The Last Movie" von den Filmen der letzten Jahre maßgeblich beeinflusst schien, heißt indes nicht, dass sie ihn auch (so maßgeblich) beeinflusst haben: Tatsächlich trug Hopper die "The Last Movie, or Boo-hoo in Tinsel Town" betitelten Pläne schon Mitte der 60er Jahre mit sich umher, wollte 1966 mit Haskell Wexler als Kameramann bereits richtig loslegen... aber im Rahmen der Biker-Filmwelle konnte er zunächst erst "Easy Rider" veröffentlichen und nach dem immensen Erfolg endlich an den nunmehr mit Kameramann László Kovács verwirklichten "The Last Movie" herangehen – der dann so erheblich floppte, dass Hopper "Out of the Blue" erst neun Jahre später auf die Leinwand bringen konnte.
Denn "The Last Movie", in den Hopper zwischenzeitlich sicher trotzdem manche Inspiration aus der jüngeren Filmlandschaft (darunter ein angeblicher Austausch mit Midnight-Movie-Ikone Alejandro Jodorowsky!) und dem immer wüsteren politischen Klima einfließen ließ (so wie womöglich auch Wexler ein Quäntchen Inspiration in seine eigene Arbeit einfließen ließ), wurde zu seiner Uraufführung trotz Auszeichnung in Venedig noch weitgehend verschmäht: Die Geschichte eines Hollywood-Filmteams, das mit Western-Dreharbeiten in Peru Einheimische dazu bringt, eigene Dreharbeiten – mit echter Gewalt und falscher, totemhafter Kamera – zu starten, woraufhin sich ein Stuntman (Hopper) zum Eingreifen genötigt sieht (und zugleich als Opfer auserkoren wird), schien vielen eher verquast. Heute gilt der mit Tomas Milian, Samuel Fuller, Sylvia Miles, Peter Fonda, Kris Kristofferson, John Phillip Law, Dean Stockwell und anderen besetzte Streifen als Kultfilm. Die deutsche DVD von REM (Fassungseintrag von SpeedyGonzales76) ist relativ günstig zu erhalten; Cinephile greifen aber vielleicht besser zur superb ausgestatteten Indicator Limited Edition, die mittlerweile recht kostenspielig ist...


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