Hexen bis aufs Blut gequält (1970)
Michael Reeves war 1968 mit "Witchfinder General" gerade ein unerwarteter Publikumserfolg gelungen, da standen auch schon andere europäische Regisseure in den Startlöchern, um schnell noch einen Teil vom Kuchen abzustauben, bevor das bis dato gerade im Horror-Genre sehr stiefmütterlich behandelte Thema der Hexenverfolgung wieder an öffentlichem Interesse verlor.
Wie eigentlich immer war Jess Franco einer der Ersten, der für die deutsch-spanisch-italienische Koproduktion "Der Hexentöter von Blackmoor" dank eines recht üppigen Budgets immerhin einen so renommierten Schauspieler wie Christopher Lee gewinnen konnte. Etwa zur selben Zeit wie der Franco-Beitrag erschien auch der am 19. Februar 1970 uraufgeführte "Hexen bis aufs Blut gequält", der mit seinem bewusst reißerischen Titel in Deutschland Kinozuschauer anlocken sollte, gleichzeitig aber auch auf Englisch gedreht wurde, um sich besser ins Ausland verkaufen lassen zu können. Die darüber hinaus darin zur Schau gestellte drastische Gewalt veranlasste die zeitgenössische Kritik zu empörten Verrissen. Herausgerissene Zungen und Foltereinlagen auf Streckbänken und mittels Daumenschrauben waren noch verpöntes Neuland im deutschen Kino Anfang der 70er und sorgten auch 30 Jahre später noch dafür, dass "Hexen bis aufs Blut gequält" nach Paragraf 131 beschlagnahmt wurde. 2017 wurde er dann wieder vollständig rehabilitiert und für Zuschauer ab 18 Jahren freigegeben.
Entgegen seinem Ruf hat der von Michael Armstrong begonnene und aufgrund dessen Unzuverlässigkeit schließlich unkreditiert von Adrian Hoven beendete Film durchaus seine Qualitäten und nutzt die österreichische Heimatfilm-Postkartenidylle mitsamt einer sich darin entwickelnden Liebesgeschichte als Mittelalter-Kulisse, in die auf dem Höhepunkt der Hexenverfolgungen Feindseligkeit und Grausamkeit hereinbricht, weil im Namen der Kirche wahllos Frauen der Hexenschaft bezichtigt und hingerichtet werden. Dieser Kontrast wird noch stärker hervorgerufen durch Michael Holms komponierte Musik, die sich nicht selten in fröhlichen Frauenchor-Lalala-Gesängen verliert und einen deutlichen Kontrapunkt zu dem brutalen Treiben setzt.
Klar, letzten Endes ist "Hexen aufs Blut gequält" aufgrund einiger um Aufmerksamkeit buhlenden Gewaltspitzen eindeutig Exploitation, dafür aber ziemlich routiniert inszeniert. Hervorragend vor allem in den Schurkenrollen gespielt – neben Herbert Lom als niederträchtigem Hexenjäger bleiben vor allem Herbert Fux als Henker und der vor allem aus Alfred Hitchcocks "Der Mann, der zu viel wusste"-Remake bekannte Reggie Nalder im Gedächtnis – genießt der auch vom Sujet her ungewöhnliche Film heute in manchen Kreisen Kultstatus und zog 1973 die weitaus weniger bemerkenswerte, ebenfalls von Adrian Hoven gedrehte Fortsetzung "Hexen - Geschändet und zu Tode gequält" nach sich.
Mehr? Review von PierrotLeFou
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