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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Maya Derens Avantgarde-Markstein

Stichwörter: 1940er Avantgarde Deren Experimentalfilm Hammid Jubiläum Klassiker Kurzfilm Mystery Spielfilm Stummfilm Surrealismus USA

Meshes of the Afternoon (1943)

Als Eleonora Derenkovskaya - nach Eleonora Duse benannt - 1917 in der Ukraine geboren, als Fünfjährige mit den Eltern in die USA übergesiedelt und zu Elenora Deren geworden, studierte Maya Deren, wie sie sich später nennen sollte, zunächst Journalismus an der Syracuse University, Literatur an der New York University und dem Smith College, engagierte sich in der Jugendorganisation der Socialist Party of America, durchlebte eine erste Ehe, arbeitete als Fotografin und als Assistentin von Katherine Dunham und lernte 1942 den Fotografen & Regisseur Alexandr Hackenschmied kennen & lieben und heiratet ihn. Zu diesem Zeitpunkt ist Deren gerade einmal 25 Jahre alt. Als 1943 Derens Vater, ein Psychologe, verstirbt, erbt sie seine Bolex und dreht gemeinsam mit Hackenschmied, der sich Alexander Hammid nennt, ihren ersten Film: "Meshes of the Afternoon", ursprünglich ein Stummfilm, in den 1950ern nachvertont - von Teiji Ito, der 1960 im Jahr vor Derens frühem Tod ihr dritter Ehemann wurde. Stan Brakhage sollte später behaupten, dass der vornehmlich Deren zugeschriebene Film eigentlich größtenteils auf Hammids Konto gegangen sei; bestätigen oder widerlegen ließ sich das nie. Der seltsam traumartige Film, der - scheinbar weibliche - Fantasien und Ängste in beklommene, beunruhigende, aber auch betörend schöne Bilder gießt und mit Elementen des Surrealismus spielend eine Geschichte der Projektion, der Schizophrenie und des Selbstverlustes erzählt, ist vermutlich der große Meilenstein des amerikanischen Avantgardefilms zwischen dem Stummfilm und dem Experimentalfilm der New American Cinema-Ära: Maya Deren ist in Großaufnahme hinter dem Fenster stehend, die Handflächen zaghaft an die Scheibe gelehnt - damit zu einer Ikone der Avantgarde geworden und von Kenneth Anger und Curtis Harrington über Jean-Luc Godard und John Coney bis Catherine Breillat und David Lynch wurde der Film immer wieder als Inspirationsquelle verwendet und/oder zitiert.
In seinem äußerst lesenswerten Review macht Apollon die eigentümlichen Qualitäten dieses Klassikers deutlich...


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