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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Perversionen in Stop-Motion – Svankmajers dritter Langfilm

Stichwörter: 1990er Animationsfilm Erotik Großbritannien Groteske Jubiläum Klassiker Komödie Satire Schweiz Spielfilm Surrealismus Svankmajer Tschechische-Republik

Spiklenci slasti (1996)

Jan Svankmajer legte von 1964 bis 1983 eine (trotz Berufsverbot in den 70er Jahren) reichhaltige zwanzigjährige Karriere als Kurzfilmschaffender mit dem Schwerpunkt des Stop-Motion-Animationsfilms hin. Dann ließ er mit der Lewis-Carroll-Verfilmung "Neco z Alenky" (1988) einen ersten Langfilm folgen; bis zum Ende der Tschechoslowakei im Jahr 1992 schob er noch acht Kurzfilme nach. Danach folgten – eventuell aufgrund kommerzieller Zwänge, die er vor allem im Rahmen von "Sílení" (2005) am Kapitalismus kritisierte – ausschließlich Langfilme: Sechs Stück bis heute, jeweils mit größeren zeitlichen Abständen aufeinanderfolgend... "Faust" (1994), "Spiklenci slasti" (1996), "Otesánek" (2000), "Sílení", "Prezít svuj zivot (teorie a praxe)" (2010) und – der crowdfundingbudgetierte – "Hmyz" (2018) benötigten immer mehr Entstehungszeit, folgten auf immer längere Pausen, tragen zunehmend Zeichen von Alterswerken mit sich herum, im Positiven wie im Negativen...
"Spiklenci slasti", im August 1996 auf dem Locarno Film Festival uraufgeführt, knüpft trotz der Fortsetzung der noch jungen Langfilm-Phase Svankmajers nahtlos an den abgründigen Witz seiner Kurzfilme an. Der Film nennt explizit Freud, de Sade, Sacher-Masoch, Buñuel, Max Ernst und Bohuslav Brouk als Inspirationsquellen und gibt sich ganz dem surreal aufbereitetem Begehren hin, das den Alltag, aber auch die Langspielfilmhandlung zugunsten kleiner episodischer Bravourstücke aufbricht. Im dialoglosen Rahmen arbeiten mehrere Prager daran, sich die Erfüllung ihrer geheimen Träume zu verschaffen. Beinahe wie in einem schnitzlerschen Reigen werden so verschiedene Figuren verknüpft, deren Lust aber nicht oder allenfalls indirekt aufeinander zielt, sich aber letztlich auf Objekte und Tätigkeiten richtet, die anonym maskiert oder im Geheimen genossen werden: von der Zehenlutscherei mit Karpfen bis hin zum Einsaugen von Erbsen mit der Nase durch dicke Gummischläuche. Der Fetisch führt gerade dort, wo er besonders wenig sexuell motiviert aber dafür um so seltsamer erscheint, zur alternativen Ordnung, die nicht öffentlich walten kann oder darf: Wie der Surrealismus generiert er dann eine Seltsamkeit, die stets auch Alternativen zur Bekannheit der Normalität anbietet und eine Ahnung verschafft, dass alles auch ganz anders sein könnte...
Vor etwa zwei Jahren wurden alle Langfilme Svankmajers in seinem Heimatland auf Blu-ray veröffentlicht: Fassungseintrag von ratz


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