Joan the Woman (1916)
Cecil B. DeMille ist bis heute vor allem für seinen großen Monumentalfilme bekannt - allen voran "The Ten Commandments" (1956). Doch dieser große Filmerfolg DeMilles kam natürlich nicht aus dem Nichts: vielmehr lässt sich DeMilles Hand zum Monumentalen, zum Epischen bis ins Jahr 1914 zurückverfolgen; sein erster großer Schritt in diese Richtung ist allerdings "Joan the Woman" aus dem Jahre 1916. Der Titel, der einen Jeanne D'Arc-Film erwarten lässt, verschweigt allerdings, das es sich ganz nebenbei auch noch um einen Kriegspropaganda-Streifen handelt, der ausgerechnet am ersten Weihnachtstag des Jahres in die Kinos gelangte.
"Joan the Woman" handelt nämlich bloß in einer (umfangreichen) Binnenhandlung von Jeanne D'Arc (dargestellt von Geraldine Farrar). In der Rahmenhandlung ist es allerdings ein britischer Offizier, der während des Weltkrieges in Jeanne D'Arcs Ära katapultiert wird (oder sich in diese hineinerinnert), um nach ihrem Märtyrertod gegen Ende seinerseits ein großes Opfer zu bringen: Heldenhaft meldet er sich für ein Himmelfahrtskommando und geht seinerseits in den Opfertod hinein. Dieser leicht verschleierte Aufruf zum Selbstopfer hat bereits einen unschönen Beigeschmack, welcher noch dadurch verschärft wird, dass der Film den Jeanne D'Arc-Stoff nicht aufgreift, um die Geschichte einer emanzipierten Frau zu erzählen, sondern männliches Heldentum zu feiern. Aber es handelt sich bei dem Werk zum einen um einen (film)historisch interessanten Film, da er doch einen Wandel der ohnehin relativen Neutralität der USA im Ersten Weltkrieg zum Ausdruck bringt: "He kept us out of war!" war das Wahlkampfmotto im Hinblick auf Woodrow Wilson zu Beginn des Jahres gewesen (gleichwohl die USA schon ab 1914 Großbritannien im Zweiten Weltkrieg unterstützten); Wilson prüft im Dezember 1916 noch die Möglichkeiten einer friedlichen Lösung - gleichwohl die Ansicht dominierte, dass Deutschlands Bitte um eine diplomatische Vermittlung nicht zu trauen sei - ehe die Situation dann ab dem 9. Januar 1917 und dem beginnenden U-Boot-Krieg dann wieder radikal kippt und schließlich den Kriegseintritt der USA bewirkt. "Joan the Woman" wirkt insofern - auch wenn die Hauptfigur ein Brite ist - wie eine Art Omen; und lässt darüber hinaus natürlich keinerlei Zweifel daran, welche Position man gegenüber den Parteien des europäischen Krieges einzunehmen hatte. "Joan the Woman" ist aber zum anderen auch noch ein opulent ausgestatteter, in jeder Hinsicht großer, 2½stündiger Ausstattungsfilm, der vieles von DeMilles späterem Schaffen bereits vorwegnimmt.
Image Entertainment liefert DeMilles wichtiges Frühwerk als spärlich ausgestatte DVD: Fassungseintrag von chowyunfat2
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