La cité des enfants perdus (1995)
Mit "Delicatessen" (1991) (Anniversary-Text von ratz) legte das Regieduo Caro & Jeunet Anfang der 90er Jahre sein eigenwilliges Langfilmdebüt vor, das Motive des phantastischen Films, eine Melange zahlreicher Sepia-Abstufungen und allerlei einprägsame Gesichter ungewöhnlicher Charakterköpfe zu einer schwarzhumorigen Satire irgendwo zwischen Dystopie und Nostalgie verwoben hat. Den Erwartungen, die man ihnen entgegenbrachte, blieben beide Filmemacher vier Jahre später mit dem im Mai 1995 uraufgeführten "La cité des enfants perdus" treu: Die Farbpalette durchdringt erneut alle erdenkliche Sepiatöne, angereichert diesmal um giftgrüne Nuancen; das phantastische Elemente gerät hier noch weit wundersamer als der bloß tabuisierte und bedeutungsschwangere Kannibalismus unter skurrilen Nachbarn; und vor allem die einprägsamen Gesichter haben sich nunmehr verfielfacht – wieder einmal ist Dominique Pinon in tragender Rolle mit dabei und erhält Unterstützung von Ron Perlman (der nicht die einzige Verbindungslinie zwischen Caro/Jeunet und Guillermo del Toro sein sollte), von Rufus, der schon in den 70er Jahren Kultstatus erlangt hatte, von Daniel Emilfork, der in phantastischen Filmen wie "La plus longue nuit du diable" (1971) und "La belle captive" (1983) sowie als fellineskes Gesicht in "Il Casanova di Federico Fellini" (1976) nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte, von der kleinwüchsigen Mireille Mossé oder vom pausbäckigen Western- und Horrorfilmgesicht Cris Huertas; sowie von der Stimme Jean-Louis Trintignants... David-Lynch-Stammkomponist Angelo Badalamenti sorgte zudem für eine stimmige Tonspur, derweil Jean-Paul Gaultier einige Kostüme beisteuerte, sodass die Geschichte vom alten Krank (Daniel Emilfork in einer einmal mehr vampirisch angehauchten Rolle), der sich von den Träumen entführter Kinder nährt, erneut als sinnlich reizvolle, verträumte Kunstwelt zwischen Kitsch und Romantik daherkommt und voll und und ganz in der Tradition von "Delicatessen" steht.
Lobende Worte findet sickBoy in seinem Review, in welchem er den Film als Märchen für Erwachsene begtreift.
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