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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Streitbarer Rudolph-Valentino-Klassiker

Stichwörter: 1920er Abenteuer Ayres Drama Erotik Filmreihe Hull Jubiläum Klassiker Liebesfilm Literaturverfilmung Melford Menjou Spielfilm Stummfilm USA Valentino Vamp Waggner Young

The Sheik (1921)

Als Kim-ki Duk vor 20 Jahren "Nabbeun namja" (2001, Bad Guy) veröffentlichte, gab es vielfach Kritik für das Bild einer Frau, die sich nach und nach zu ihrem Peiniger, der sie sich gefügig macht, hingezogen fühlt. Dabei handelte es sich um eine recht ambivalente Umsetzung eines Bildes, das schon seit Langem durch Film und Literatur geistert: etwa vor 100 Jahren in einem der populärsten Rudolph-Valentino-Erfolge. Der am 30. Oktober 1921 uraufgeführte "The Sheik" geht zurück auf eine wesentlich krudere Romanvorlage von Edith Maude Hull, in der sich die Romanheldin in den Scheich verliebt, der sie sich gewaltsam nimmt. Die zum Bestseller avancierte Romanze, die das Bild der dominanten arabischen Mannes bedient, das sich noch heute durch (vor allem auch homo-)erotische Fantasien zieht, provozierte durch das Thema der Vergewaltigung und die interracial-Fantasien, wobei sich der Scheich letztlich dann auch als gebürtiger Europäer und bloßes Adoptivkind entpuppt. Was heute harsche Kritik erntet, erfreute sich seinerzeit großer Beliebtheit. Und so dauerte es bloß zwei Jahre, bis nach Hulls 1919er Romanerfolg George Melfords Hollywood-Variante mit Rudolph Valentino, Agnes Ayres und Adolphe Menjou (sowie einer noch kindlichen Loretta Young und dem späteren "The Wolfman"-Regisseur George Waggner) herauskam, die aber das Vergewaltigungsmotiv dezent kaschierte. Voller Orientalismen und problematischer Rollenbilder steckt "The Sheik" dennoch, der heute aber auch dank Rudolph Valentino fasziniert: denn der gar nicht einmal besonders begabte Mime, der mit sanften Zügen und verträumten Blick zum ersten großen Leinwand-Latin-Lover avancierte, präsentiert einen ausgesprochen effeminierten Männertyp, was damals auch viel Raum für Spott und Schmähungen eröffnete und Valentino den Ruf eines (männlichen) Vamps einbrachte... Fünf Jahre später sollte er in dieser Paraderolle zurückkehren: in "Son of the Sheik" (1926), dem – ohne Valentino – noch "She's a Sheik" (1927) nachgeschoben worden ist.
Billig auf DVD zu bekommen ist der Film bei Best Entertainment (Fassungseintrag von Freddy J. Meyers); aber wem eines der zahlreichen Streaming-Angebote des public domain-Titels nicht ausreicht, der fährt etwas besser mit der alten DVD von Image Entertainment: Fassungseintrag von Azriel


Kommentare und Diskussionen

  1. PierrotLeFou sagt:

    Á propos Stummfilm: Heute ist der Welttag des audiovisuellen Erbes… 😉

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