Phantom of the Paradise (1974)
Manch einer denkt bei de Palma zunächst an "Scarface" (1983); oder vielleicht an "The Untouchables" (1987) oder "Mission: Impossible" (1996). Dabei war de Palma mit seinem Komponisten Bernard Herrmann vor allem in den 70er Jahren als Hitchcock-Epigone berüchtigt. Blickt man in sein Schaffen der 60er Jahre, so findet man ein reichlich eigenwilliges Schaffen, das Anleihen bei Jean-Luc Godard erkennen lässt und einen recht speziellen Humor mit Elementen des Thrillers verbindet. Seinen schrillsten Film drehte de Palma aber womögich Mitte der 70er Jahre: Der am 1. November 1974 uraufgeführte "Phantom of the Paradise" verquirlt Gaston Leroux' "Le Fantôme de l'Opéra" (1909/1910) mit der Faust-Sage und Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray" (1890), alles im Setting 70er-Jahre-Rock-Streifen à la "Rocky Horror Picture Show" (1975). Jessica Harper, später nicht nur aus "Suspiria" (1977), sondern auch aus der "Rocky Horror Picture Show"-Fortsetzung "Shock Treatment" (1980) bekannt, spielt hier die schöne Sängerin, die dem Phantom Winslow (William Finley ("Murder à la Mod (1968), "Sisters" (1972))) ins Auge fällt: Winslow, vom Plattenlabel-Mogul Swan betrogen, gerät bei seinem Streben nach Gerichtigkeit in Swans Death-Records-Studio in die Schallplattenpresse; im "Paradise", Swans Rock-Tempel, wo die junge Sängerin Phoenix mit der von Winslow geraubten Faust-Kantate zum Star ausgebaut werden soll, geht Winslow einen Pakt mit Swan ein, wird jedoch abermals betrogen vom durchtriebenen Rock-Mogul, der seinerseits einen wahrhaft teuflischen Pakt geschlossen hat… Die absonderliche Geschichte mit offensichtlichen Anleihen bei klassischen Stoffen der Phantastik strahlt im vollen Glanz der 70er-Jahre-Moden, derweil sich Satire, Albernheit, Garstigkeit, Hintersinn und Tragik die Klinke in die Hand geben. Rod Serling hat eine kurze Rolle als Sprecher, Jack Fisk – der im selben Jahr die künstlerische Leitung beim auf andere Weise schrägen "Messiah of Evil" (1974) innehatte – gab seinen Einstand als Production designer und für die schrillen Kostüme war Rosanna Norton verantwortlich, die später unter anderem bei "Tron" (1982) ihren Anteil am Look des Films hatte. Geschmackssicher und dramaturgisch ausgewogen ist das Ganze nicht unbedingt, aber für Liebhaber(innen) der 70er-Jahre-Kuriositäten eine Mordsgaudi.
Bei Black Hill / Koch Media liegt der Film seit mittlerweile über sechs Jahren als Dual Format Edition im Mediabook vor: Fassungseintrag von Freddy Krueger
Registrieren/Einloggen im User-Center