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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Hommage an James Whale

Stichwörter: 1990er Barker Biographie Bram Condon Drama Fraser Großbritannien Harrington Historienfilm Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung McKellen Spielfilm USA Whale

Gods and Monsters (1998)

Mit "Mr. Holmes" (2015) ließ Bill Condon Ian McKellen in die Rolle des promintesten aller fiktiven Detektivfiguren, Sherlock Holmes, schlüpfen: es war ein alter Holmes, gezeichnet von seiner Demenz und dem körperlichen Verfall. Für Condon schlüpfte McKellen schon Jahre zuvor in eine berühmte, diesmal noch reale Figur am Ende ihres Lebens. In dem am 21. Januar 1998 uraufgeführten "Gods and Monsters" nach der Romanvorlage "Father of Frankenstein" (1995) von Christopher Bram spielte McKellen, der sich zehn Jahre zuvor öffentlich als homosexuell ausgewiesen hat, den schwulen Hollywood-Regisseur James Whale, der vor allem mit "Frankenstein" (1932) und "Bride of Frankenstein" (1935) nach Mary W. Shelleys berühmter gothic novel in die Filmgeschichte eingegangen ist. Brendan Fraser – damals auf dem besten Weg zum Blockbuster-Star, der als Hauptdarsteller in "The Mummy" (1999) erneut mit dem klassischen Universal-Horror in Berührung kam – spielte in dem Film den Gärtner des von einem Gehirnschlag versehrten Regisseurs, der den jüngeren heterosexuellen Mann auf der Suche nach Freundschaft ebenso als Muse benutzt wie auch mit sexueller Belästigung zur aktiven Sterbehilfe provozieren will. Das Inszenieren eines Regisseurs außerhalb des Filmgeschäfts im eigenen Privatleben ist Thema wie auch der Umgang mit Homosexualität, Verfall und Alter. Fraser, der gerade in Aronofskys "The Whale" (2022) ein großes Comeback feiern durfte und damit wohl den bislang besten Film in seiner doch eher mäßigen Karriere abliefern konnte, hatte fünf Jahre nach dem Film nach eigenen Angaben dann tatsächlich Erfahrung mit sexueller Belästigung bzw. Nötigung durch einen anderen Mann machen müssen... Anders als in "The Whale", wo er einen einstmals verheirateten Vater spielt, der später in eine homosexuelle Liebesbeziehung übergewechselt ist, ist seine Figur hier noch ausgesprochen homophob eingestellt. Nicht allein der schwule Whale, der sich hier aus nicht einzig libidinöser Motivation heraus übergriffig zeigt, sondern auch der heterosexuelle Gärtner, dessen Ekel vor der Homoerotik zu übermäßiger Gewaltanwendung zu führen imstande ist, haben ihre negativen Seiten. Für den Vorlagenautor Bram war der Stoff bloß einer aus einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen mit homosexueller Thematik, nicht zuletzt "Eminent Outlaws: The Gay Writers Who Changed America" (2012)... Insofern darf "Gods and Monsters", der heute aufgrund seiner mitunter verharmlosenden Behandlung von Übergriffigkeit und Machtmissbrauch in Hollywood vielleicht noch einmal nach einem neuen Blick verlangt, auch als einer der modernen Klassiker eines schwulen Mainstream-Kinos gelten, an dem – neben McKellen – viele andere offen homosexuell lebende Filmschaffende mitwirkten: Für Phantastik-Liebhaber(innen) sind diesbezüglich vor allem Curtis Harrington in einer kleinen Statistenrolle sowie Clive Barker als executive producer zu nennen.
Mehr? Review von Leto...


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