The Big Sleep (1946) & The Lady in the Lake (1946)
Ab dem 20. Dezember 1946 brachte Robert Montgomery als Regisseur und (nahezu unsichtbarer) Phillip-Marlowe-Hauptdarsteller eine Raymond-Chandler-Verfilmung auf die Leinwände, die sich mit ihrer konsequenten point of view-Ästhetik für lange Zeit als Unikum in der Filmgeschichte erwies. "The Lady in the Lake" besitzt eine noch heute extrem ungewöhnliche, subjektive Perspektive des Kamerablickes, der mit dem Blick der abwesenden Hauptfigur identisch ist: erst in der Ära der First-Person-Computerspiele nahm diese Perspektive im Film dann etwas zu, blieb aber noch immer eine Seltenheit. Wohl auch deshalb, weil sich in den Jahrzehnten vor (z. B.) einem "Enter the Void" (2009) der subjektive Kamerablick nie so vollends überzeugte und noch zudem die so wichtige Mimik der Hauptfigur nur noch in seltenen Spiegel-Szenen ihren Platz finden konnte. Das Review von Jayson bündelt dann auch im Grunde die vielen negativen Stimmen, die diesen relativ neuen ästhetischen Weg für eine Sackgasse hielten. Als wichtiges Pionierwerk der POV-Ästhetik besitzt "The Lady in the Lake" also durchaus einen Meilenstein-Status... indes: es ist kein besonders ansehnlicher Meilenstein geworden.
Delmer Daves' "Dark Passage" (1947) griff dennoch im Folgejahr diese Ästhetik – etwas weniger konsequent – wieder auf. Als Stars dieser David-Goodis-Verfilmung mit dabei: Humphrey Bogart und Lauren Bacall. Beide hatten als Gespann in der anderen großen Raymond-Chandler-Verfilmung des Vorjahres großen Eindruck hinterlassen: Die Rede ist von Howard Hawks film noir-Klassiker "The Big Sleep", der am 22. August 1946 erstmals zu sehen war und heute als eine Art film noir-Höhepunkt und -Prototyp gilt. William Faulkner schrieb neben anderen das Drehbuch nach dem verzwickten Chandler-Roman, das schließlich einen ebenso verzwickten Film hervorbrachte. Verzwickt zwar, aber höchst unterhaltsam und voller populärer Motive des Hardboiled-Detective-Kriminalfilms... und zudem in beachtlichen Einstellungen verpackt von Sid Hickox, der später auch "Dark Passage" fotografieren sollte. Ein klassischer Max-Steiner-Soundtrack rundet dieses film noir-Erlebnis ab, für das McClane in seinem Review die richtigen Worte findet...
Bei Warner liegt "The Big Sleep" neben "Dark Passage" auf DVD vor, ist allerdings vergriffen und bloß selten zu angemessenen Preisen erhältlich: Fassungseintrag von Sir Francis. Angesichts der neuen (bzw. bereits fünf Jahre alten) Blu-ray von Warner ist das aber nicht weiter tragisch: Fassungseintrag von Black Smurf
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