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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Spiel mit Rollenklischees in einem der besten roughies

Stichwörter: 1960er Action Erotik Jubiläum Klassiker Meyer roughie Satana Spielfilm Thriller USA

Faster, Pussycat! Kill! Kill! (1965)

Russ Meyer zählt zu den Exploitationfilmern, die auch bei seriösen Kritikern & Cineasten ausgesprochen gut ankamen: Wegen seiner großbusigen Überfrauen-Fantasien manchmal als Fellini des Sexfilms tituliert, hat er sich mit seiner spritzigen Form - die sich beim Cartoon ebenso bedient, wie bei der Nouvelle Vague -, und mit seiner Vorliebe für kleinere, subversive Spitzen auch außerhalb der reinen Exploitation-Zielgruppe beliebt gemacht. Nach einer ganzen Reihe von nudies und dem komödiantischen Zwischenspiel "Fanny Hill" (1964) - eine deutsch-amerikanische Koproduktion! - lieferte Meyer mit "Lorna" (1964) nicht bloß seinen ersten, sondern gleich den ersten aller roughies überhaupt ab. Als diesem  moralisierenden, etwas scheinheiligen, zugleich aber auch selbstironischen Drama mit "Mudhoney" (1965) ein noch seriöserer Stoff folgte, der dann aber kommerziell kaum erfolgreich war, verlegte sich Meyer auf noch reißerische, handlungsorientiertere Stoffe: "Motorpsycho" (1965) war - noch vor der Rockerfilm-Welle der späten 60er Jahre - ein wüster, kurzweiliger Low Budget Film, der dann auch die Schablone für sein Meisterwerk "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" abgab.

"Faster, Pussycat! Kill! Kill!" ist vielleicht zum breitenwirksamsten Meyer-Klassiker avanciert: Die Cramps coverten den fetzigen Titelsong, John Waters zählt den Film zu seinen All-Time-Favorites, Quentin Tarantino kündigte einst ein Remake an, der Titel selbst wird vielfach zitiert und variiert... Vor allem aber ist es der Film, in welchem Meyer zum Bild der starken, überlegenen Frau gefunden hat, die zwar noch immer als Objekt der Begierde inszeniert wird (was allerdings auch für einen kräftigen, muskulösen Mann gilt, der als dumpfes Faktotum präsentiert wird), welchem allerdings nicht mehr die Eigenschaften der Passivität, der Wehr- & Hilflosigkeit, der Schwäche zukommen. Meyer macht sich hier mit Genuss über Rollenklischees lustig, ohne den exploitativen Touch aufzugeben: wohl deshalb fällt das Ende dann auch ziemlich heteronormativ aus. Schnelle Schnitte, schräge Perspektiven, ein fetziger Titelsong und drei charismatische Hauptdarstellerinnen - allen voran die kampfsporterprobte Tura Satana - tragen die ironische Farce eines Geiselnahme-Thrillers und sorgen für kurzweilige 80 Minuten.
Mehr? Review von Max Con Carne II.


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