Papillon (1973)
Inwieweit der stark autobiografisch geprägte Roman "Papillon" (1969) nun eigene Erlebnisse des Autors schildert, inwieweit er historische Verhätnisse wiedergibt oder inwieweit er ein Werk der Fiktion ist; inwieweit man den Autor selbst bzw.s ein Alter Ego als Sympathieträger oder Identifikationsfigur akzeptieren kann: Henri Charrières Bestseller ist in jedem Fall ein packendes Buch, prall gefüllt mit Beklemmung, Spannung, abenteuerlichen Episoden und einem ungemeinen Lebenshunger, der im krassen Gegensatz zu den geschilderten Repressalien steht. In den 30er-Jahren wird Henri, dem ein Toter angelastet wird, als schuldig zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Es folgen lange, aussichtslose Jahre in Strafkolonien, in Isolationshaft oder auf der Flucht; die Bedingungen sind – auch angesichts der angelasteten Gewalttat – unwürdig, die Strafmaßnahmen drakonisch. Gedanken an Rache halten Henri am Laufen, aufregende Fluchten und Momente der Freiheit und Geborgenheit durchsetzen immer wieder diese abenteuerliche Lebensgeschichte, die Charrière mit dem weniger populären "Banco" (1972) fortzusetzen trachte: auch dieses Buch entpuppte sich hierzulande 1973 als Bestseller. 1973 war zugleich das Jahr, in dem Charrière verschied: am 29. Juli, wenige Monate vor der Uraufführung der prestigereichen "Papillon"-Verfilmung am 16. Dezember 1973. Wer das Buch gelesen hat wird feststellen, dass die Laufzeit von immerhin 151 Minuten nicht ausgereicht hat, um alle Episoden und die volle Wucht auf die Leinwand herüberzuretten: Großteile des Buches werden komplett unterschlagen. Aber der Routinier Franklin J. Schaffner bringt nach Dalton Trumbos Drehbuchadaption und mit Hauptdarsteller Steve McQueen – den hier Dustin Hoffman als Gauner Dega einweiht, wie man unerlaubtes Hab und Gut im Rektum versteckt – an exotischen Drehorten und in aufwendigen Kulissen ausgesprochen ordentliche Unterhaltung auf die Leinwand, die nichts vermissen lässt, wenn man den Roman nicht kennt. Der Jerry-Goldsmith-Soundtrack veredelt das Ganze noch. Für Schaffner war "Papillon" noch einmal ein ganz großer Wurf nach Klassikern wie "The War Lord" (1965), "Planet of the Apes" (1968), "Patton" (1970) oder "Nicholas and Alexandra" (1971): über die Ira-Levin-Verfilmung "The Boys from Brazil" (1978) oder "Sphinx" (1981) sollte es bald steil bergab gehen mit seiner Karriere. Für den jungen Stuntman Dar Robinson hingegen sollte "Papillon" indes ein wichtiges ... nunja: Sprungbrett darstellen ...
Mehr zum Film verrät Blade Runner in seinem Review.
Registrieren/Einloggen im User-Center