Rocker (1972)
"48 Stunden bis Acapulco" (1968) und "Negresco - Eine tödliche Affäre" (1968) waren nach einer Reihe von Kurzfilmen die ersten Langfilme Klaus Lemkes und zählen heute zu seinen Klassikern, wenn sie auch nicht unbedingt zu den populäreren (oder verfügbareren) Titeln des Neuen Deutschen Films zählen, dem sich Lemke, der oft übergangen wird (obgleich er noch immer nach einer kürzeren Phase des Durchhängens in den 90er Jahren im Jahrestakt dreht), als rebellische Randerscheinung zuzählen lässt: genreaffin, regelmäßig mit Lai(inn)en besetzt, gerne improvisiert, mit einem eher schlichten Stil daherkommend und zugegebenermaßen nicht ganz frei von unfreiwilliger Komik sind seine Filme.
All dies gilt auch für "Rocker", seinen sechsten Langfilm, der am 2. Februar 1972 Premiere feierte: Ein TV-Film, der aber insbesondere in Hamburg lange durchs Kino geisterte. In ihm lernt der 14jährige Mark, Bruder des kleinkriminellen Uli, den gerade auf Bewährung aus der Haft entlassenen Rocker Gerd kennen, nachdem er Ulis Tötung durch einen Zuhälter beäugen musste... und mit Gerd auch das Rockermilieu selbst, dem Gerd mit etwas anderen Augen begegnet, will sich doch seine Freundin von ihm lösen, wird er doch Opfer von Gewalt, droht doch im Hintergrund stets der Knast... Aber dennoch verbleibt er in seinem Milieu, in das auch Mark immer stärker eindringt, bis am Ende die Begegnung mit Ulis Mörder steht. Kernig und schroff ist all das, teils beinahe dokumentarisch wirkend; über die Hamburger Handlungsorte, darunter die Große Freiheit, und das Milieu entwickelte sich "Rocker" zum Kultfilm und wurde Lemkes damals erfolgreichster Streifen. Dominik Graf, selbst genreaffin, bezeichnete "Rocker" später als "Zeitenwende" für Lemke selbst und auch für das Erstausstrahlungs-TV-Publikum.
Bei Zweitausendeins ist der Film auf DVD in der lohnenswerten Reihe Der deutsche Film erhältlich: Fassungseintrag von Enf
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