Way Down East (1920)
Der am 26. August 1920 uraufgeführte "Way Down East" gehört zu den größten Publikums- und Kassenerfolgen D. W. Griffith, der hiermit wieder nach an die Qualitäten seiner großen Klassiker anknüpfen konnte, nachdem Filme wie "The Idol Dancer" (1920), "Remodeling Her Husband" (1920), "The Love Flower" (1920), "Scarlet Days" (1919) oder "A Romance of Happy Valley" (1919) eine Art Karriereknick darstellten und nie in den Kanon der zentralen Griffith-Klassiker aufsteigen konnten. "Way Down East" dagegen vereint nach einem Bühnenstück von Lottie Blair Parker und William A. Brady alle Qualitäten großer Griffith-Dramen und wird einmal mehr von Lillian Gish in der Rolle der verfolgten Unschuld getragen: Als Anna Moore fällt sie auf einen Mann herein, der ihr Herz erobert, aber eine Eheschließung zwischen ihnen nur vorspielt, um die begehrte Frau ins Bett zu bekommen. Mit einem unehelichen Kind erlebt Anna dann allerlei Schicksalsschläge und wird bald auch vom neuen Geliebten verstoßen, woraufhin es zu einem überwältigend gefilmten und geschnittenen Finale auf treibenden Eisschollen am Rande eines tosenden Wasserfalls kommt. Große Tragik, die perfekt beherrschte Klaviatur stereotyper Figuren und fulminante Schauwerte gegen Ende sorgen neben einer durchgehend mehr als nur routinierten Inszenierung für einen großen Klassiker des Melodrams, der in seinem Jahr Maßstäbe für ganz großes Hollywood-Kino setzte. Die last minute rescue und die geschickte Verzahnung von actionreichem Naturschauspiel und menschlichem Drama sind wirkungsvoll ersonnen worden und die Geschichte selbst ist mit der unschuldig-naiven, betörend schönen Hauptfigur, die an schurkischem Treiben, Sittenkodex und Heuchelei zu zerbrechen droht, exemplarisch für das Hollywood-Melodram jener Jahre, das aber nur selten mit derart viel Sinn für Rhythmus, Effektivität, Anmut und Bombast angefertigt worden war.
Empfehlenswert ist die Kino International-DVD des Films: Fassungseintrag von Hank Quinlan 1958
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