Remington Cal. 12 (1972)
Man musste in den frühen 70er Jahren nicht in der DDR oder im Ostblock leben, um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren. "Remington Cal. 12" vom Dokumentarfilmer-Duo Heynowski & Scheumann erscheint daher in seiner ideologischen Verortung weniger als ein klares Produkt der DDR, sondern als eine universellere Anklage der zynischeren Ausformungen des Krieges. Gegenstand des kurzen Dokumentarfilms, der erstmals am 22. November 1972 in Leipzig zu sehen war, ist das titelgebende Kaliber 12 der Firma Remington. Entsprechende Patronen werden untersucht und getestet: Aufgrund der im Inneren der Patrone untergebrachten Stahlpfeilchen, die nach Eintritt in einen Körper in zig Richtungen auseinanderbersten, zerreißt sie die getroffenen Objekte regelrecht. So lassen sich mit einem Schuss aus 50 Metern Entfernung ganze Beine vom Körper reißen, wie ein Truppenführer der US-Armee begeistert erklärt. Eine gute Waffe für den Nahkampf sei das, freut er sich, während daheim ein Waffenmagazin Vietnam als Übungs- und Testgelände für neue Waffen betrachtet. Natürlich kann man sich als Zuschauer(in) leicht zu einem generellen Antiamerikanismus hinreißen lassen; man kann sich aber auch auf eine Verurteilung dieser furchtbaren Gemengelage aus Politik, Industrie und Rassismus beschränken und "Remington Cal. 12" als ein Mosaiksteinchen im komplexen Gesamtbild einfügen.
Erhältlich ist der wuchtige, unangenehme Kurzfilm bei absolut MEDIEN in der Edition "Studio H&S. Walter Heynowski und Gerhard Scheumann. Filme 1964-1989": Eintrag von Insidiousxx
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