Paran daemun (1998)
Mit "Seom" (2000) erlangte Kim Ki-duk einst seinen internationalen Durchbruch; auch weil dem Film seinerzeit etwas Skandalöses anhaftete. Rückblickend zeichnet sich das Œuvre des südkoreanischen Filmemachers, den eine SARS-CoV-2-Infektion 59jährig aus dem Leben riss, durch eine irritierende Verquickung unangenehmer, teils schockartig sich entfaltender Gewaltausbrüche und frommer, gerade heiliger Wesenszüge einiger der Figuren aus, wobei Einsamkeit und sexuelle Begierde die Beziehungen der Figuren zueinander bestimmen. Kim Ki-duks eigene Biografie, die strenge, militärische Erziehung, die Religiosität, die französische wie koreanische Prägung, schlagen sich in diesem alles in allem recht eigentümlichen Œuvre nieder. Mit "Nabbeun namja" (2001) zog sich Kim Ki-duk dabei Vorwürfe der Misogynie zu; die sexuelle Ausbeutung, die sich jedoch gerade nicht als Ende oder Abbruch einer Beziehung zeigt, war indes schon in seinem Erstling "Ag-o" (1996) angelegt. Der im September 1998 uraufgeführte "Paran daemun", der bereits einige Aufmerksamkeit im Ausland auf sich zog, umkreist die Anziehungen und Abhängigkeiten direkt im Milieu der Prostitution und lässt die Hauptfigur Jin-ah als Zugereiste in einem kleinen Bordell, dem Birdcage Inn, anschaffen: Der Vater dieses Familienbetriebs wird sie vergewaltigen, Mutter und Tochter sehen in ihr kaum einen Menschen, der Sohn lässt sich erotische Wünsche erfüllen, die sich teils noch zu Geld machen lassen; und ihr Zuhälter wird ebenfalls noch die Bildfläche betreten. Dabei werden all diese Figuren keinesfalls rein negativ konnotiert, sondern einigermaßen ambivalent. Und am Ende dann steht immerhin der Beginn einer Annäherung zwischen der Hure und der Tochter: ein kleiner Funken Hoffnung in einer Art Gegenentwurf zu Pasolinis "Teorema" (1968)... Dort war der heilige, sich aber auch sexuell hingebende Eindringling ins gehobene Familienleben Auslöser ernüchternder Selbsterkenntnisse; bei Kim Ki-duk indes ist die doch recht selbstlos agierende Prostituierte lediglich Gegenstand der Ausbeutung, was beinahe zum Suizid führt, ehe dann zum Schluss eine Art Verschwesterung ein wenig Hoffnung auf etwas Besserung in Aussicht stellt.
Mehr? Review von Bretzelburger...
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