Loving Memory (1971)
Albert Finney, von 1956 bis "Skyfall" (2012) auf der Leinwand präsent, gehört zu den großen Giganten britischen Kinos. Der Schauspieler hatte sich von "Saturday Night and Sunday Morning" (1960) bis "Scrooge" (1970) als einer der wichtigsten britischen Schauspieler der Dekade einen Namen machen können und ab "Night Must Fall" (1964) auch damit begonnen, als Produzent zu wirken: Peter Watkins' "Privilege" (1967) oder Lindsay Andersons "If...." (1968) zählten zu seinen Produktionen, ebenso "Loving Memory", das im Mai 1971 in Cannes uraufgeführte Langfilmregiedebüt von Tony Scott... wobei: Man könnte "Loving Memory" auch noch als längeren Kurzfilm etikettieren, denn die Laufzeit beträgt gerade einmal knapp 55 Minuten. Scott hatte mit dem 25-Minüter "One of the Missing" (1969) sein Regiedebüt gegeben – vier Jahre nach dem Debüt "Boy and Bicycle" (1965) seines Bruder Ridley, in dem er als Darsteller zu sehen war – und nun mit seiner zweiten Regiearbeit einen mittellangen Film nachgelegt, derweil Ridley Scott recht erfolgreich etliche TV-Serienfolgen inszenierte. "Loving Memory" präsentiert ein älteres Geschwisterpaar, das noch immer vom Tod eines Bruders in Kriegszeiten heimgesucht wird... ein junger Radfahrer fällt ihnen bei einem Verkehrsunfall zum Opfer; seinen Körper nehmen beide mit sich und die ältere Dame bedrängt den Toten mit Tee und Fotoalben, um Kriegstrauma und Verlust zu bewältigen. So unüblich wie die Laufzeit, so ungewöhnlich gibt sich die Handlung: und doch ist "Loving Memory" mit all seiner Eigentümlichkeit in sich stimmig, verbindet das Makabere, das Absurde und das Tragische auf passable Weise... Wer an die großen Mainstream-Erfolge der Scotts denkt, wird sich mit "Loving Memory" vielleicht schwer tun, den Film als frühe, gar misslungene Fingerübung abtun – doch vielleicht scheint in der Verquickung des Gegensätzlichen bereits jene Innovation durch, die Scott einen so ungewöhnlichen, modernen Vampirfilm wie "The Hunger" (1983) drehen lassen konnte; und vielleicht tauchen hier bereits Themen und Motive auf, die Scott in "Deja Vu" (2006) wieder aufgreifen sollte, wie David Leuenberger in seinem whoknowspresents-Review anmerkt. Und ganz davon abgesehen: "Loving Memory" lohnt sich allein schon wegen Rosamund Greenwood, die in der Hauptrolle Eindruck zu hinterlassen weiß.
Beim BFI liegt "Loving Memory" in einer schönen, reichhaltig ausgestatteten Dual Format-Edition vor.
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