Il boss (1973)
Im Februar 1972 hatte Fernando di Leo mit "Milano calibro 9" (1972) seine lose Mafia-Trilogie begonnen, die er noch im September fortführte. Kein Jahr darauf erlebte am 1. Februar 1973 mit "Il boss" deren Abschluss seine Uraufführung: An die Stelle eines in die Vollen gehenden Mario Adorfs rückt hier ein seltsam kalter Henry Silva, der als Auftragskiller für einen sizilianischen Mafia-Clan mordet. Bei einem wahren Massaker ermordet er auf Geheiß seiner Befehlsgeber gleich eine ganze Clique, die sich gerade mit einem privaten Pornokino-Event vergnügt; dass nicht alle Zielobjekte anwesend sind, wird eine Dynamik entfalten, die von niemandem mehr gestoppt werden kann: eine Gewalt- und Abwärtsspirale setzt ein und die wenig sympathischen, kaum umrissenen Figuren gehen in ihr zugrunde... Die Sterilität bei der Leichenschau trägt wie die Grobheit der ungeschlachten Gewaltakte oder die teils lautstark treibende, teils emotionsarm hinhaltende Musik Luis Bacalovs dazu bei, dass "Il boss" seinen pessimistischen, nihilistischen Blick effektiv vermittelt. Nichts, nicht einmal die Liebe, taugt hier zum Lichtblick; niemand taugt hier so recht zur Identifikationsfigur: auch wenn Silva als gewissenloser Killer selbst bald als Sündenbock in eine Opferrolle gedrängt wird. "Il boss" ist ein kaltschnäuziger, in seiner Grausamkeit nüchtern und kühl zelebrierter Streifen, der wohl als Höhepunkt der losen Trilogie angesehen werden kann.
Die vergriffene Blu-ray von filmArt / Media Target wurde vor etwa vier Jahren nochmals neu aufgelegt: Fassungseintrag von ray aja
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