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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Kammerspiel auf dem Ozean – Hitchcocks Propaganda-Beitrag

Stichwörter: 1940er Bankhead Drama Hecht Hitchcock Jubiläum Klassiker Krieg Propaganda Spielfilm Steinbeck Thriller USA

The Lifeboat (1944)

Schon "Foreign Correspondent" (1940) kam als Propagandafilm daher: Hitchcock enthielt sich der eigentlich angedachten Propaganda jedoch weitgehend und brachte sie fast gänzlich im Schlussteil unter. Auch "Saboteur" (1942) kann kaum als Propagandafilm betrachtet werden. 1944 änderte sich das dann gewaltig: Hitchcock, der später anführte, das Bedürfnis gehabt zu haben, angesichts der weltpolitischen Lage seinerseits etwas unternehmen zu müssen, lieferte mit "Bon Voyage" (1944) und dem erst später vertriebenen "Aventure Malgache" (1944) zwei lupenrein propagandistische Kurz-Spielfilme ab und darüber hinaus "The Fighting Generation" (1944). Im Folgejahr sollte noch "Memory of the Camps" (1945) folgen, an welchem Hitchcock mitgewirkt hatte. Sein abendfüllender Spielfilmbeitrag für die Propagandamaschinerie war der am 11. Januar 1944 uraufgeführte "The Lifeboat" – es war zugleich Hitchcocks ziemlich gelungenes Experiment, einen Film abzuliefern, der sich auf einem sehr eng begrenzten Raum abspielte.
Ein Rettungsboot ist der Schauplatz des Geschehens, nachdem ein Schiff von einem deutschen U-Boot versenkt worden ist. Zu den Überlebenden auf dem Boot gesellt sich ein Deutscher: getarnt als bloßer Matrose, tatsächlich der Kapitän des ebenfalls verunglückten U-Bootes. Auf begrenztem, wenngleich sie frei auf dem weiten Ozean bewegenden Raum, entwickelt sich ein moralisierender, psychologischer Thriller, der etwas überzeugender als der später entstandene "Rope" (1948) mit seiner noch hinzukommenden Echtzeit-Dramaturgie durchgängige Unterhaltung bietet (wobei "Rope" freilich andere Qualitäten für sich verbuchen kann). Stars wie Tallulah Bankhead und Autoren wie John Steinbeck und Ben Hecht haben ihren Teil zum Erfolg des Films beigetragen, der wegen der Figur des souveränen Deutschen – dessen Souveränität durch das Drehbuch gerechtfertigt wird – seinerzeit als bloß wenig überzeugende Propaganda wahrgenommen worden ist, gleichwohl die engagierte, wohlbedachte Botschaft gegen den Nazismus durchaus stimmig ausgefallen ist.
Mehr verrät das gelungene Review von Snake_Plissken.


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