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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Kobayashis letzter großer Erfolg im Westen

Stichwörter: 1960er Drama Hashimoto Historienfilm Japan jidai-geki Jubiläum Klassiker Kobayashi Literaturverfilmung Mifune Nakadai Samuraifilm Spielfilm Takiguchi

Jôi-uchi: Hairyô tsuma shimatsu (1967)

Schon 1941 gelangte Masaki Kobayashi zur Shochiku, doch eine Karriere im Filmgeschäft konnte er erst wesentlich später starten, wurde er doch schon 1942 in den Kriegsdienst eingezogen. Der überzeugte Pazifist verbrachte einen Großteil dieser Zeit als Kriegsgefangener - erst 1946 gelangt er wieder in die Freiheit und kommt erneut bei der Shochiku unter. Als Regieassistent und Drehbuchautor ist er vor allem unter Keisuke Kinoshita tätig, ehe er ab 1952 auch selbst auf dem Regiestuhl Platz nimmt. Mit seinem dritten Spielfilm "Kabe atsuki heya" (1953/1956) widmet er sich der Erfahrung des Krieges - und zwar Kriegsverbrechen durch die Japaner, was dazu führte, dass der Film erst nach drei Jahren in die Kinos gelangte. Unbequeme, kompromisslose und gewaltgesättigte Filme bescherten dem friedfertigen Pazifisten auch später ein großes Ausmaß an Aufmerksamkeit - auch in Europa und Nordamerika. Internationale Bekanntheit brachte ihm zunächst die Trilogie "Ningen no jôken" (1959-1961): die rund zehnstündige, in Deutschland von Bernhard Wicki ("Die Brücke" (1959)) gehörig gekürzte Verfilmung eines umstrittenen Romanzyklus von Junpei Gomikawa, an welchem Kobayashi rund vier Jahre gearbeitet hatte. "Ningen no jôken" gilt heute als eine der ambitioniertesten Trilogien der Filmgeschichte: Kobayashi setzte diese Trilogie gegen die Bedenken und den anfänglichen Widerstand der Shochiku durch und ließ beim Schreiben und Drehen eigene Erfahrungen einfließen, geht es doch in den Filmen um einen Pazifisten, der eingezogen wird und nach einer brutalen Odyssee als Kriegsgefangener um sein Leben bangen muss. Trotz internationaler Lobpreisungen und finanziellen Erfolges ist die Trilogie in Japan nicht unumstritten - und Kobayashi trennt sich im Jahr darauf von der Shochiku, nicht ohne noch zwei Filme für diese zu inszenieren: darunter der 2011 von Takashi Miike neuverfilmte "Harakiri" (1962), Kobayashis ebenfalls international gewürdigter jidai geki, der seinerzeit bereits mit den entsprechenden Filmen Kurosawas verglichen worden war; sicherlich nicht bloß deshalb, weil Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai (den Kobayashi auch in "Ningen no jôken" und vielen weiteren Filmen einsetzte) mehrfach bei Kurosawa gespielt hatte, sondern auch weil Drehbuchautor Shinobu Hashimoto bereits an etlichen großen Kurosawas mitgewirkt hatte.
Im Anschluss an seine Shochiku-Phase kommt Kobayashi bei Toho unter, für die er als erstes ein Lieblingsprojekt verwirklichen kann: "Kaidan" (1964), ein opulenter Farbfilm, der als Episodenfilm auf verschiedene, von Lafcadio Hearn gesammelte & niedergeschriebene Geistergeschichten zurückgeht. Auch "Kaidan" feiert im Westen riesige Erfolge, an welche Kobayashi mit "Jôi-uchi: Hairyô tsuma shimatsu" wieder anknüpfen sollte: "Kaidan" erhält in Cannes den Preis der Jury und wird zudem für den Oscar und die Palme d'Or nominiert. (Den Preis der Jury und die Nominierung für die Palme d'Or erhielt er auch schon für "Harakiri".)

"Jôi-uchi: Hairyô tsuma shimatsu", der am 27. Mai 1967 uraufgeführt worden ist, stellt wieder einen jidai geki dar - und wurde neuerlich nach einem Drehbuch von Shinobu Hashimoto angefertigt, welcher sich auf eine Literaturvorlage von Yasuhiko Takiguchi stützte. Erneut steht Tatsuya Nakadai vor der Kamera, an dessen Seite sich noch Toshirô Mifune - der Kurosawa-Mime schlechthin - gesellt. Für Toho stellte dieses Projekt den Versuch dar, die Lücke, welche Kurosawa nach seinem Fortgang hinterlassen hatte und welche zuvor von Kihachi Okamoto - mit "Dai-bosatsu tôge" (1966, Sword of Doom) - gefüllt worden war, zu schließen. In Venedig erhielt Kobayashi den FIPRESCI-Preis für seinen Samurai-Film, die Kinema Junpo zeichnete den Streifen für die beste Regie, das beste Drehbuch und als besten Film aus. Gleichwohl auch Kobayashis Folgefilm, das Kriegsdrama "Nihon no seishun" (1968), in Cannes zu sehen ist (und neuerlich eine Nominierung für die Palme d'Or erhält), hat Kobayashi seinen Höhenflug bereits beendet: "Nihon no seishun" erfährt eine geringere Verbreitung (und hat auf der IMDb noch nicht einmal 50 Stimmen erhalten). Auch die folgenden Filme erleben im Westen nicht mehr dieselbe Popularität und erhalten Preise und Nominierungen vor allem in ihrem Heimatland. Zwar lief die Dokumentation "Tôkyô saiban" (1983) außer Konkurrenz auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1985 und erhält dort den FIPRESCI-Preis, zwar erhält er in Venedig für "Shokutaku no nai ie" (1985) wie schon für den ersten Teil seiner Trilogie eine Nominierung für den Leone d'Oro - aber auch diese Filme können nicht mehr den Klassiker-Status erreichen, den Kobayashis Filme von "Ningen no jôken" bis "Jôi-uchi: Hairyô tsuma shimatsu" im Westen einnehmen konnten...
Worum es geht, verrät die Inhaltsangabe von stan libuda.


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