The Flower of the North (1921)
Der am 4. Dezember 1921 uraufgeführte "The Flower of the North" ist ... im Grunde ein weitgehend vergessener Film: Auf der IMDb sind noch immer keine Bewertungen zu sehen, bloß in einigen wenigen Sachbüchern zum frühen US-Film wird er überhaupt erwähnt... Vor nahezu fünf Jahren, im November 2016, wurde der unbekannte, vergessene Stummfilm aber vom EYE Film Instituut Nederland online zugänglich gemacht. Und ein Blick lohnt sich – und zwar aus mehreren Gründen...
Zum einen galt Hauptdarstellerin Pauline Starke, die ihr Debüt vor 105 Jahren in David Wark Griffith' "Intolerance" (1916, Anniversary-Text) gegeben hatte und dann vor allem von Frank Borzage für große Rollen entdeckt worden war, als heiße Anwärterin auf die ganz große Leinwandkarriere: 1922 wurden erstmals die WAMPAS (Western Association of Motion Picture Advertisers) Baby Stars gewählt, 13 frühe Leinwand-Diven, denen eine goldene Zukunft zu blühen schien. Eine davon war Pauline Starke, die 1921 in fünf Langfilmen zu sehen war, darunter "The Flower of the North" oder auch die heute durchaus noch erinnerte Mark-Twain-Verfilmung "A Connecticut Yankee in King Arthur's Court" (1921). Wie letztere konnte auch "The Flower of the North" auf einen namhaften Vorlagenautoren zurückgreifen: Die Rede ist von James Oliver Curwood, der in den 00er, 10er und 20er Jahren vor allem mit seinen Northern-Romanen Berühmtheit erlangte – Pendants zum Western, meist in Kanada und Alaska spielend und Titel tragend wie "The Gold Hunters" (1909), "The Honor of the Big Snows" (1911), "Nomads of the North" (1919) oder "The Alaskan" (1923). Am bekanntesten ist aufgrund der Verfilmung "L'ours" (1988) durch Jean-Jacques Annaud sicherlich sein "The Grizzly King" (1916)...
Curwoods "The Flower of the North" kam 1912 heraus, war also bereits recht gut verbreitet und bekannt und eben auch noch nicht vergessen. Nach diesem Roman lebt Pauline Starke als titelgebene "Flower of the North" mit ihrem Vater D'Arcambal in den kanadischen Wäldern – in gegenseitigem Respekt mit den native americans Umgang pflegend. Als dann aber eine große Gesellschaft zwei Mitarbeiter zwecks Verhandlungen in die Gegend schickt, wird die Harmonie getrübt: D'Arcambals Vaterschaft wird angezweifelt, die native americans sehen sich vom weißen Mann betrogen und die Geschäftsinteressen der Gesellschaft sind nicht diejenigen D'Arcambals... Mit einigen abenteuerlichen Highlights wie einer Rettung aus gefährlichen Stromschnellen plätschert "The Flower of the North" durchaus unterhaltsam dahin, mit dem Herz am rechten Fleck. Handwerklich und inszenatorisch ist das ziemlich solide umgesetzt worden von David Smith, dem Regisseur... aber nicht seinetwegen dürfen Cineast(inn)en aufhorchen: interessanter ist vielmehr Smith' Bruder Albert Edward Smith, der als Pionier einige Frühwerke des Kinos filmte oder produzierte, etwa J.-Stuart-Blackton-Klassiker wie "Vanishing Lady" (1898), "The Enchanted Drawing" (1900) oder "The Haunted Hotel" (1907). Insofern lohnt sich sich der Blick trotz fehlendes Rufes durchaus...
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