The Ice Storm (1997)
Ang Lee hatte nach drei taiwanischen Filmen, die im englischsprachigen Raum als Father Knows Best-Trilogie bekannt sind, eher zufällig die Regie bei "Sense and Sensibility" (1995) übernommen, für den ursprünglich noch Kenneth Branagh angedacht war, der für seine Zuneigung zu den Klassikern der englischen Literatur bekannt war und ist. Und Ang Lee hatte Erfolg bei Kritik und Publikum und erfolgreich seinen Einstand als Regisseur in der westlichen Filmwelt gegeben. Das dürfte auch seine Biografie geschuldet sein, denn vor seiner Regiekarriere in Taiwan studierte der taiwanisch-US-amerikanische Filmemacher in den USA, wo er auch erste filmische Erfahrungen, unter anderem die Assistenz für einen jungen Spike Lee, sammelte. Und sein am 12. Mai in Cannes uraufgeführter Hollywoodfilm setzt die Neuausrichtung Lees fort: Die USA der frühen 70er-Jahre bilden das Thema, mit Watergate und Vietnam als gesellschaftliche Erschütterungen, vor denen sich das kleinere Drama im Privaten abspielt; einen anderen Hintergrund gibt ein titelgebender Eissturm ab, der dem Film einen Höhe- und Wendepunkt verschafft. Bis dahin treibt der über die Jahre eingetretene Zerschleiß der Ehe die Elterngeneration um, die Pubertät indes die Generation der Kinder. Die im Rahmen der sexuellen Revolution mögliche Partnertausch-Party könnte womöglich neue Wege öffnen – tut sie aber nicht. Stattdessen wird es der Eissturm sein, der ein Opfer fordert und gerade dadurch auch etwas Heilsames mit sich bringt... Aus dem Roman von Rick Moody hat James Schamus – Ang Lees enger Mitarbeiter seit "Tui shou" (Schiebene Hände, 1992) – ein konzentriertes Drama erschaffen, in dem sich etablierte und angehende Stars wie Kevin Kline, Joan Allen, Sigourney Weaver, Tobey Maguire, Christina Ricci oder Elijah Wood tummeln. Gute Grundvoraussetzungen für Lee, der hiermit einen Film abgeliefert hat, der noch heute vielfach als sein bester gehandelt wird...
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