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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Die Natur schlägt zurück

Stichwörter: 1970er Bannen Geeson Großbritannien Horror McCowan Milland Sasdy SciFi Thriller Tierhorror USA

Doomwatch (1972) & Frogs (1972)

Schon in Richard Jeffreys Roman "After London; Or, Wild England" (1885) – entstanden wohl unter dem Einfluss der Umwälzungen infolge der Industriellen Revolution – verdrängt die Natur wieder die menschliche Zivilisation, überwuchern die Wälder wieder die Städte, derweil die Menschheit angesichts der enormen Herausforderungen ihren Niedergang erlebt. Mit dem erstarkenden Bewusstsein für den Umweltschutz in den 60er Jahren erlebte die Filmlandschaft – insbesondere mit Dystopien im Science-Fiction-, Horror- und Katastrophenfilm – eine Flut von Vertretern, die eine Rache der Natur, zumindest eine Wehrhaftigkeit der Natur angesichts menschlicher Umweltverschmutzung und -zerstörung schilderten, als deren Blaupause bisweilen der Sci-Fi-Horror über atomare Schrecken diente: schon dort attackierten immerhin bisweilen infolge menschlicher Technologien monströs gewachsene Tiere die Menschen.
Ein populäres Beispiel aus dem Horror-Sektor war George McCowans von Samuel Z. Arkoff produzierter und am 10. März 1972 uraufgeführter "Frogs", der sich bestens in Arkoffs Produzententätigkeit einreiht: Ray Milland läst hier als Umweltverschmutzer und Millionär zur großen Feier seiner selbst, aber dann schlägt die umgebende Sumpflandschaft zurück, attackieren Spinnen, Vögel, Schlangen oder die titelgebenden Frösche die Gäste. Nennenswerte Qualitäten besaß dieser Vertreter zugegebenermaßen noch nie, wird heutzutage eher aufgrund seines Trash-Appeals gewertschätzt... Indes: Sein trügerisches Filmplakat, in dem eine menschliche Hand aus dem Maul einer großen Kröte hängt, taugte zum Emblem eines ganzen Subgenres, des Tierhorror, prägte eine ganze Generation und stand dann auch ikonisch für eine Verquickung von dystopisch-horriblen Szenarien und Umweltschutz-Mentalität. Vince geht auf die aussgelösten Erwartungshaltungen und tatsächlichen Qualitäten des Films in seinem Review ein; ähnlich wie Moonshade, der in seinem Review von einem "umfassenden Archetyp" trotz geringer Qualitäten spricht...
Der mit "Taste the Blood of Dracula" (1970) in den 70er Jahren zum Horror-Routinier avancierte TV-Veteran Peter Sasdy legte ebenfalls im März 1972 einen Langfilm zur gleichnamigen TV-Serie "Doomwatch" (1970) vor, der sich einer Eingliederung in den ökologisch gedachten Sci-Fi-Horrorfilm teils fast zu verweigern scheint: Ian Bannen nimmt als Doomwatch-Vertreter Dr. Shaw auf einer schottischen Insel die Umweltverschmutzung nach einem Tankerunglück in den Blick (wobei ihn bald Judy Geeson unterstützt) – und trifft dabei auf Missbildungen unter der abweisenden, mürrischen Bevölkerung, die teils an H. P. Lovecraft und seinen Innsmouth-Look gemahnen, teils an die ab Mitte der 50er Jahre aufgetretene Quecksilberverseuchung der Firma Chisso samt der folgenschweren Schäden an der Küste von Minamata. Zur Überraschung aller findet man jedoch auf dem Meeresgrund nicht Besorgniserregendes: nur radioaktiven Müll. "Nur radioaktiven Müll?", hakt einer der Umweltschützer noch nach. Ganz genau, nur radioaktiven Müll, der hier erst einmal keine Bedrohung darstellt. Was kurzzeitig eher an eine Anti-Umweltschutz-Kampagne erinnert, ist dann aber bloß die Zurückweisung simplifizierender 50er-Jahre-Sci-Fi-Horror-Strukturen: Denn der radioaktive Müll, der die im Film präsentierten Schäden in der Tat in solcher Form kaum in solcher Zeit auslösen könnte, reagiert hier auf Chemikalien, die heimlich im Meer entsorgt wurden. Erst die Wechselwirkung zweier indirekter Ursachen löst das Unheil aus, derweil monokausale Lösungen zurückgewiesen werden. Dennoch schwankt "Doomwatch" faszinierend zwischen erkennbaren Ambitionen, effektiver Horror-Atmosphäre und Anflügen unfreiwilliger Komik, gehört aber fraglos zu den überzeugenderen Beispielen von 70er-Jahre-Spielfilmen auf TV-Serienbasis.
Weniger wohlwollend kehrt Maichklang in seinem Review Vorzüge und Nachteile des Films hervor...


Kommentare und Diskussionen

  1. PierrotLeFou sagt:

    Schönen Sonn- und Feiertag! Die Bonus-Jubiläumstitel stehen indes im Zeichen des heutigen Weltumwelttags…

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