Sleeper (1973)
Mit seinen ersten Gehversuchen als Regisseur frönte Woody Allen noch einer episodischen Sketch-Struktur, die sich nachteilig auf die Dramaturgie des Gesamtprodukts auswirkte. mit "Everything You Always Wanted To Know About Sex, But Were Afraid To Ask" (1972) wählte er dann gleich die Form des Episodenfilms, die ihm sichtlich entgegenkam. Mit dem am 17. Dezember 1973 uraufgeführten "Sleeper" konnte er dann eine rasche Folge von Gags erfolgreich mit einer gelungenen Dramaturgie kombinieren: eine Kunst, die er mit "Love and Death" (1975) und "Annie Hall" (1977) noch perfektionieren sollte, um sich mit Letzterem zugleich vom bloßen Komiker zum renommierten Regisseur zu mausern, der sich im Nachgang auch reinen Dramen öffnen sollte. In "Sleeper" spielt er zudem – wie in früheren Arbeiten und auch in "Love and Death" nochmals – mit Genreschablonen und parodierte den frisch zur Mode gewordenen dystopischen Film: Als Restaurant-Betreiber Miles Monroe wird Allen gleich zu Beginn aufgetaut, nachdem man ihn 200 Jahre zuvor in den 1970er Jahren infolge einer OP-Panne in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt hatte. Und schon findet sich der Mann aus der Vergangenheit zwischen einer totalitären Regierung, die Elemente aus dystopischen Romanklassikern wie "My" (1920), "Brave New World" (1932), "1984" (1949) oder "Fahrenheit 451" (1953) vereint, sowie einer rebellischen Untergrundorganisation wieder, welche den anonymen Unbekannten für ihre Zwecke einspannen will. An seiner Seite: die zunächst regimetreue Luna (Diane Keaton), in deren Haushalt er auf der Flucht noch als Robotergehilfe gelandet war. Hier gibt es überdrehten Slapstick, Wortwitz und Situationskomik mit Screwball-Comedy-Allüren, freche Seitenhiebe in alle Richtungen (von denen nicht mehr alle heutzutage ganz genehm sein dürften) sowie eine Vielzahl an Anspielungen und Verweisen, die er in "Love and Death" ebenfalls noch einmal gehörig ausbauen sollte. Was nun noch folgen sollte, war nicht weniger als eine gut zehn Jahre andauernde Hochphase in Allens Karriere, in der er sich als einer der wichtigsten, wenn nicht als der wichtigste New Yorker Filmemacher ausweisen sollte.
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