Bara no sôretsu (1969)
Der 2017 verstorbene Filmemacher Toshio Matsumoto drehte seit Mitte der 50er Jahre vornehmlich Kurzfilme. Berühmt geworden ist er aber mit einem seiner raren Langfilme: der am 13. September 1969 uraufgeführte "Bara no sôretsu", der den Ödipus-Stoff in die queere Nachtclubkultur der japanischen Gegenwart transportierte, gilt heute längst als großer Klassiker der Nuberu Bagu – und nicht zuletzt dank Amos Vogels "Film als subversive Kunst" (1974) als berühmt-berüchtigter Klassiker des subversiven Films. Avantgardistischer Spielfilm und dokumentarischer Einblick gleichermaßen ist "Bara no sôretsu" ein formal radikaler Film, der in seinem Spiel mit geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung Ödipus- und Elektra-Komplexe gleichermaßen originell variiert und kommentiert: kultiviert und höchst anarchisch gleichermaßen wirkt dieses Kuriosum, das nicht bloß auf Sophokles und das zeitgenössische Autorenkino Bezug nimmt, sondern sich auch ganz bodenständig inmitten der damaligen Drag-Szene und der Demonstrationskultur der 60er Jahre verortet. Mit "Shura" (1971), seinem wohl zweitbekanntesten Langfilm, konnte Matsumoto den breitenwirksamen Erfolg seines erstaunlichen Meisterwerks, das hierzulande im Vorjahr erstmals regulär in die Kinos kam, nicht mehr wiederholen.
In Kürze liegt das zuvor bloß in Eurekas Masters of Cinema-Reihe auf DVD verbreitete Werk (Fassungseintrag von savethegreenplanet) auch hierzulande auf DVD vor: Eintrag von polenmafia
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