1-2-3 Corona (1948)
Mit dem Heinz-Erhardt-Vehikel "Drillinge an Bord" (1959) hat Hans Müller zumindest einen Film abgeliefert, der als gemütlicher Familienspaß noch heute über eine einigermaßen breite Basis an Fans verfügt Filmgeschichte geschrieben hat er aber wahrlich nicht: weder mit seinem Debüt, dem noch zur NS-Zeit entstandenen Heimatfilm "Aufruhr der Herzen" (1944) noch mit seinen letzten Arbeiten im TV-Serien-Sektor. Sein Name fällt mitunter im Zusammenhang mit der unrühmlichen Behandlung Wolfgang Staudtes bei den Arbeiten an "Gift im Zoo" (1952), da er den abgesprungenen Staudte dort letztlich ersetzte. Auch sein auf DVD vorliegendes frühes Drama "Und finden dereinst wir uns wieder" (1947) über die NS-Ideologie der Jugend im Dritten Reich taucht hin und wieder den mäßigen Kritiken zum Trotz als Randnotiz auf. Ein trotz VHS- und DVD-Veröffentlichungen lange kaum beachteter Müller ist dann einzig des Titels wegen im Zuge der 2020 ausgebrochenen Pandemie aus der Versenkung geholt worden: der ab August 1947 im frisch wieder in Betrieb genommenen alten Ufa-Gelände gedrehte "1-2-3 Corona". Auch hierbei handelt es sich um einen Jugendfilm, der jedoch wesentlich stärker auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet ist und zwischen den Erscheinungsformen des Trümmerfilms und des Zirkusfilms oszilliert. Im jungen Nachkriegsberlin kommen hier rivalisierende jugendliche Schwarzhändler einer Wanderzirkusartistin näher, der vom Zirkusdirektor übel mitgespielt wird ... Am Ende gibt es einen neuen Zirkus mit neuem Direktor, unter und mit dem die Artistin und die Jungs glücklich vereint sind. Schon im Dezember 1947 abgedreht, wurde der Film wenig später fertiggestellt. Musikalisch untermalt wurde das Ganze von Hans-Otto Borgmann, der einst dem "Hitlerjunge Quex" (1933) das Lied "Unsere Fahne flattert uns voran" bescherte. Ideologisch kommt der Film mit seiner milden Moral und dem hoffnungsvollen Harmoniebedürfnis ganz unbedenklich daher, zumal am Ende zumindest ein bisschen so etwas wie eine Liebe zu dritt gesehen werden kann (die freilich ganz platonisch, freundschaftlich in Erscheinung tritt). Eine Aufführung schon im Februar 1948 in Österreich – wie auf der IMDb angegeben – scheint reichlich unwahrscheinlich zu sein; ebenso dürfte die auf Filmportal auf den 26. November 1948 datierte Uraufführung danebenliegen und hingegen die am häufigsten anzutreffende Angabe des 17. Septembers zuzutreffen. Seit April 2020 kann man sich "1-2-3 Corona" auf dem DEFA Filmwelt-YouTube-Kanal ansehen...
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