Morituri (1948)
Es gibt Filme, die gar nicht einmal den Ruf haben, sonderlich gelungen zu sein, die aber doch ein immerhin kleines Maß an filmhistorischer Relevanz besitzen. Das am 24. September 1948 uraufgeführte Kriegsdrama "Morituri" von Eugen York ließe sich da nennen: gar nicht einmal deshalb, weil hier der nicht zuletzt über die Edgar-Wallace-Verfilmungen der 60er Jahre und die großen Klassiker Werner Herzogs zu Kultstatus gelangte, späterhin als missbräuchlicher Egomane erinnerte Klaus Kinskis sein Leinwanddebüt gab, sondern weil das Thema irritiert. Zwei Jahre nach Kriegsende entstand bereits der Film, der sich den Konzentrationslagern und des Holocausts annahm. Das Thema wird zwar in manchen Momenten ein wenig an die Standards des Unterhaltungskinos angepasst, aber die Deutlichkeit, mit der "Morituri" die Verbrechen des Nationalsozialismus aufgreift, war seinerzeit eine Seltenheit. Entsprechend schwer fiel es dem Produzenten Arthur Brauner, der sich noch in den 00er Jahren für eine Aufarbeitung stark machte, das Projekt überhaupt zu verwirklichen. Gedreht von Filmschaffenden, die zu Teilen an der Propagandafilm-Maschinerie der NS-Zeit beteiligt waren, bemühte sich "Morituri" um eine Anklage, die auch Verständnis zeigt: ein einfacher Wehrmachtssoldat wird etwa an einer Stelle mit Nachsicht behandelt, da über seine persönlichen Taten zu wenig bekannt ist. Und dennoch mochte sich ein Publikum den Film nicht zuführen, empfand das Werk zu großen Teilen als Nestbeschmutzung, störte sich an der Thematisierung de Verbrechen; indes weniger an den Verbrechen oder auch an den nicht immer lupenreinen Filmografien der Filmschaffenden. Über die Jahre hatte sich die Wahrnehmung dann freilich gewandelt und "Morituri" zu einem der erwähnenswertesten deutschen Nachkriegsfilme gezählt.
Mehr zum Inhalt und den Qualitäten verrät Bretzelburger in seinem Review...
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