La planète sauvage (1973)
Ende der 50er Jahre begann Roland Topor eine Karriere als Zeichner und Autor. Für Furore sorgte er schon Anfang der 60er als Mitglied des mouvement panique, die große Popularität erreichte er aber in den 70er Jahren, als er – teils als Drehbuch-, teils als Vorlagenautor, teils als Illustrator, teils als Darsteller – auch von den Leinwänden (oder als Filmplakatdesigner von den Filmplakaten) nicht wegzudenken war: Werner Herzog, Federico Fellini, Roman Polanski, Dusan Makavejev, Fernando Arrabal, Peter Fleischmann profitierten von den doch meist etwas bizarren Ideen Topors – ebenso René Laloux, für den Topor Stefan Wuls "Oms en Série" (1957) adaptierte. Bei den "Oms" handelt es sich im Grunde um "hommes" – die auf dem phantastischen "planète sauvage" in arger Bedrängnis leben, als Haustiere der wesentlich größeren Draags, die reichlich fortschrittlich ein bequemes Leben in sowohl hochtechnisierter als auch sehr einfacher, recht naturverbundener Welt führen. Aber kein verklärender Kitsch à la "Avatar" (2009) macht aus diesen blauen, naturnah-spirituellen Figuren positive Entwürfe einer idealen Gesellschaft, sondern sie misshandeln bei aller Fortschrittlichkeit im Dienste von Bildung und Zufriedenheit die ihnen hilflos ausgelieferten Oms. Bis einer von diesen durch glückliche Fügung in die Lage gerät, eine Revolte loszutreten... Der Stil des am 11. Mai 1973 uraufgeführten "La planète sauvage", der die psychedelische Populärkultur seiner Zeit auf Satiren und Dystopien à la Jonathan Swift oder H. G. Wells loslässt, verdankt sich in weiten Teilen Topor, der die zugrundeliegenden Skizzen entworfen hat: Vergleiche etwa mit dem von Topor entworfenen Vorspann von Arrabals "Viva la muerte" (1974) drängen sich geradezu auf. Ähnlich sollten Laloux' späterer "Les maîtres du temps" (1982) ganz im Zeichen von Jean 'Moebius' Giraud stehen. Der Verdienst von Laloux ist es allerdings, Sci-Fi-Autoren und berühmte Zeichner zusammengeführt und mindestens drei Kultfilme des phantastischen Zeichentrickfilms abgeliefert zu haben.
"La planète sauvage", Laloux erster abendfüllender Film, ist 2012 bei Eureka als Dual Format Edition erschienen: Fassungseintrag von Phileas
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