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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Vorläufiges Karriere-Ende Jodorowskys

Stichwörter: 1990er Drama Großbritannien Jodorowsky Jubiläum Klassiker Lee O'Toole Sharif Spielfilm Tragikomödie

The Rainbow-Thief (1990)

Alejandro Jodorowsky gehörte neben Fernando Arrabal und Roland Topor zur Mouvement Panique, experimentierte dementsprechend mit Happenings und absurdem Theater, ehe er mit "Fando e Lis" (1967), "El Topo" (1970) und "Subida al Monte Carmelo" (1973) zum wichtigsten Regieexzentriker geriet, der neben John Waters, David Lynch und Jim Sharman die Phase der Midnight Movies nachhaltig prägte. Das Scheitern seiner auf zehn Stunden angelegten, prominent besetzten (u. a. Orson Welles, Salvador Dalí, Gloria Swanson, David Carradine, Charlotte Rampling) und mit einer Crew großer Künstler (u. a. Pink Floyd, H. R. Giger, Moebius) in Angriff genommenen Verfilmung von Frank Herberts "Dune" leitete dann ein Straucheln der Filmkarriere Jodorowskys ein: "Tusk" (1978) - beileibe kein schlechter Film - kam zu klein und konventionell daher, um Aufmerksamkeit zu erregen, und so folgte eine knapp zehnjährige Ruhephase, ehe sich Jodorowsky - der inzwischen auch als Autor und Comic-Künstler aktiv geworden war - mit dem wieder etwas Jodorowsky-typischeren, von Claudio Argento produzierten "Santa Sangre" (1989) wieder zurückmeldete und kurz danach "The Rainbow Thief" vorlegte.

"The Rainbow Thief" - uraufgeführt auf dem Venice Film Festival im September 1990 - basierte auf einem fremden Drehbuch und entstand unter einengenden Vorgaben der Produzenten: unpersönlich wirkte das Resultat dann auch, das Jodorowsky-Fans wieder enttäuschte und dem sich der Regisseur selbst heute nicht mehr verbunden fühlt. Dabei ist Jodorowskys Handschrift vereinzelt durchaus zu erkennen, wenn es etwa zu den Jahrmarktsszenen kommt: aber man sollte sich eher eine skurille Tragikomödie mit Omar Sharif, Peter O'Toole und Christopher Lee erhoffen, einen fellinesken Familienfilm, der zwar mit wunderlichen Charakteren und kauzigen Bildern daherkommt, dramaturgisch aber ausgesprochen konventionell bleibt, wenngleich die Geschichte über eine Erbschaft recht phantastisch und abenteuerlich anmutet. Dass Jodorowskys "Dune"-Projekt so jämmerlich gescheitert war und dass "Tusk" eher als Misserfolg galt, war an den Einschränkungen, die man hierbei Jodorowskys Kreativität auferlegte, sicher nicht ganz unschuldig. Das galt an dann auch für spätere Projekte, die Jodorowsky - der seine Filmkarriere nun ohnehin etwas nachlässiger verfolgte - dann gegen Ende der 90er Jahre in Angriff nehmen wollte: "Sons of El Topo" mit Marilyn Manson und Johnny Depp kam weder mit beiden prominenten Stars, noch ohne diese (unter dem neuen Titel "Abelcain")... und auch ein von David Lynch zu produzierender Thriller mit Marilyn Manson und Nick Nolte ("King Shot") blieb letztlich in der Planungsphase stecken. Erst mit seinem autobiographischen "La danza de la realidad" (2012) setzte nach über zwei Jahrzehnten wieder seine Karriere als Filmemacher ein: "Poesía Sin Fin" (2016) ist in Arbeit und auch das "El Topo"-Sequel könnte doch noch kommen.
Günstig zu haben ist "The Rainbow Thief", der lange Zeit kaum greifbar war, seit längerem bei Mediawith Classics AG: Fassungseintrag von magdebürger


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