Malcolm X (1992)
Black Lives Matter. Wie auch immer man sich zu dieser 2013 entstandenen Bewegung positionieren will: man wird kaum leugnen können, dass sie sich als reichlich wirkmächtig erwiesen hat. Etwa zeitgleich erlangt der afroamerikanische Film neue Popularität: "Get Out" (2017), "Fences" (2016), "Moonlight" (2016) und "Straight Outta Compton" (2015) wären zu nennen. Der Haitianer Raoul Peck, vor allem für seine Lumumba-Porträtfilme bekannt, widmete sich mit "I Am Not Your Negro" (2016) James Baldwin und dem Dreigestirn Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King - derweil Ezra Edelman mit dem Achtstünder "O.J.: Made in America" (2016) Aufsehen erregte. Steve McQueen bekannte mit "12 Years a Slave" (2013) Farbe und wenig später lieferte Nate Parker mit "The Birth of a Nation" (2016) seine Aufarbeitung der Sklaverei ab, die mit ihrem Titel ausdrücklich eine Reaktion auf D. W. Griffiths "The Birth of a Nation" (1915) darstellte, dessen 100jähriges Jubiläum kurz zuvor erreicht war. 1915 erlebten aber auch die race films wie "Two Knights of Vaudeville" (1915) einen gänzlich unbekannten Auftrieb und dieser Titel ist kurz nach seinem 100jährigen Jubiläum mit zahlreichen Werken von - unter anderem - Oscar Micheaux und Paul Robeson auf der 5teiligen Edition Pioneers of African American Cinema vertreten, welche 2016 auf BluRay und DVD herauskam.
Dagegen ist Spike Lee mit Filmen wie "Da Sweet Blood of Jesus" (2014) und "Chi-Raq" (2015) bloß wenig beachtet worden. Dabei ist es gerade Spike Lee, der das afroamerikanische Kino geprägt hat wie kaum ein anderer Regisseur: Mehr noch als John Singleton oder Mario van Peebles ist Spike Lee zum Aushängeschild des New Black Cinema schlechthin geraten. Und unter seinen Filmen ist das Biopic "Malcolm X" sicherlich das Aushängeschild von Lees Black Cinema...
Der am 18. November 1992 uraufgeführte Film polarisiert schon zu Beginn, als die berühmten Aufnahmen Rodney Kings laufen - zu welchem Lee in diesem Jahr mit "Rodney King" (2017) wieder zurückgekehrt ist. Und angesichts der strittigen Figur des (von Denzel Washington verkörperten) Black Muslim-Führers Malcolm X verwundert es nicht, das auch der restliche Film ausgesprochen kontrovers aufgenommen worden ist. Erstaunlicherweise hat die Kontroverse, welche der Film seinerzeit durchaus ausgelöst hatte, nicht die überwiegend positiven, ja sogar sehr positiven Filmkritiken verhindert, welche der Film größtenteils erhielt; und ebensowenig den beachtlichen kommerziellen Erfolg. Dennoch sahen die einen zuviel Verherrlichung, die anderen zuviel Distanzierung; einige stießen sich am Mainstream-Charakter des Hollywood-Biopics, andere an seiner independent-artigen Eigensinnigkeit. Den Klassiker-Status hat sich dieser - allererste teilweise in Mekka gedrehte - Spielfilm aber dennoch gesichert: Und Concorde lieferte zum 25. Jubiläum kürzlich erst eine BluRay-Ausgabe des Films (Fassungseintrag von ~ SEVEREN ~).
Registrieren/Einloggen im User-Center