Chernite angeli (1970)
In den 60er Jahren war die bulgarische Filmlandschaft reich an Partisanenfilmen, die vor allem als historische Dramen daherkamen. Vulo Radev, Bulgariens damals wohl populärster Regisseur, hatte den Widerstand gegen die Nationalsozialisten bereits in "Nay-dalgata nosht" (1967) in Szene gesetzt, in dem noch eine Schicksalsgemeinschaft einiger Zugreisender Partei ergreifen und Solidarität mit einem Kriegsgefangenen beweisen muss, der den mitreisenden Nationalsozialisten zu entkommen trachtet. "Chernite angeli" konzentriert sich dagegen auf eine Gruppe von Widerstandskämpfern, die sich längst schon zu einer klaren politischen Position durchgerungen haben. Radev bringt hier die abenteuerlicheren Polit-Thriller-Aspekte in den bulgarischen Partisanenfilm ein und verleiht dieser damals bereits überholt erscheinenden Sparte unter dem Einfluss westlicher Polit-Thriller neue Nuancen. Und mag "Chernite angeli" inszenatorisch und dramaturgisch nicht an Jean-Pierre Melvilles "L'armée des ombres" (1969) heranreichen, so verhandelt er doch ähnliche Dilemmata: die ProtagonistInnen müssen für ihre gute Sache zur Gewalt greifen, schweben selber stets in lebensbedrohlicher Gefahr. Und am Ende wartet dann auch der Tod auf sie: Nach einem aufreibenden Finale sind die gefallenen Figuren bloß noch einmal als reglose, bewegungslose Standbilder in Rückblenden zu sehen; ihre lebensfrohen Posen, in Standbildern eingefroren, erhalten eine tragische Note; der in fotografischen Bildern immer schon mitschwingende, anklingende Tod wird hier durch den dramaturgischen Rückgriff auf die Vergangenheit, in der die Figuren noch lebten, unterstützt. Es ist bloß ein kleines Highlight unter manch anderen in einem insgesamt doch eher konventionell inszenierten Film, wobei gerade Vulo Radevs Verwendung von (rustikal grün-braunen) Farben in seinem ersten Farbfilm dafür sorgt, dass die kraftvolle Stilisierung aus früheren, schwarz-weißen Filmen hier etwas abgemilderter in Erscheinung tritt.
Registrieren/Einloggen im User-Center