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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Todd Solondz’ Meisterwerk

Stichwörter: 1990er Adams Drama Jubiläum Klassiker Komödie Skandalfilm Solondz Spielfilm Tragikomödie USA

Happiness (1998)

Runtergezogene Mundwinkel unter dem Wörtchen "Happiness": Diese Kombination ist Programm in Todd Solondz' bitterer Komödie "Happiness", die ab dem 15. Mai 1998 erstmals in Cannes zu sehen war und sich schnell zum Kultfilm der Independent-Szene mauserte. Es ist ein Film über schöne oder zumindest vermeintlich normale Fassaden, hinter denen Gewalt(potentiale), Triebe und Begierden munter wuchern; und ein Film über Einsamkeit und depressive Anwandlungen, die man nicht thematisieren darf; ein Film, in dem Kinder um ihre Tamagotchis trauern, derweil die Figuren ansonsten kaum einen echten Zugang zu irgendwem finden: Nicht einmal die Psychiater zu ihren Patienten oder die Ehefrauen zu ihren Männern. Scheidungen, Verhaftungen, Suizide oder Morde stehen hier oft am Ende tragischen Strauchelns, in denen ein(e) jede(r) nach dem Glück strebt, derweil die Bemühungen um Nähe, sexuelle Befriedigung oder materielle Bereicherung regelmäßiges betretenes Schweigen und Fremdscham zuhauf hevorrufen. Obgleich "Happiness" dabei als episodenhafter Reigen in Form eines Ensemblefilms à la Robert Altman daherkommt, gibt es doch eine herausragende Figur in dem Film, mit denen Solondz sich den Konventionen dann doch etwas beugt: Jane Adams ist als Joy Jordan so sanftmütig und gutherzig wie schüchtern, leidet aber immer wieder an den Schwächen ihrer Mitmenschen: den selbstbezogenen Schwestern, der Schamlosigkeit eines Nutznießers, dem Herdentrieb jener erwchsenen Schüler(innen), denen sie als Streikbrecherin gegenübersteht... Sie dient als Sympathiefigur und am ehesten als Identifikationsfigur – das beruhigendes Gefühl transportierend, dass die fehlende Erfüllung vielleicht doch bloß an den äußeren Umständen und Mitmenschen scheitert und nicht eigenem Fehlverhalten anzulasten ist. Für zahlreiche andere Figuren gilt das nicht: Ihre Schwächen, sogar ihre Vergehen stehen deutlicher im Raum – wobei sie allerdings immer menschlich und nachollziehbar bleiben, noch in ihren scheußlichsten Momenten. Ein schwacher Trost freilich: passend zum schwachen Optimismus am Ende, wenn mit der gelungenen, zum Schuss gekommenen Onanie eines Knaben immerhin ein Ziel einmal wirklich erreicht worden ist.
Mehr zum Inhalt und einstigen Skandalpotential des Film verrät MäcFly in seinem Review ...


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