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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Formal ausgereiftes Kriminaldrama nach O. Henry – von Maurice Tourneur

Stichwörter: 1910er Bühnenstück Drama Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Literaturverfilmung Spielfilm Stummfilm Tourneur USA Warwick

Alias Jimmy Valentine (1915)

Sozialkritik, Zufälle, Ironie und überraschende Wendungen prägen diverse Kurzgeschichten O. Henrys - so auch "A Retrieved Reformation" (1903), der mit einem Schuss "Les Misérables" (1862) versehenen und aus der eigenen Gefängnisstrafe (für Unterschlagung) geborenen Geschichte eines Ex-Häftlings, der ein normales Leben führen will, aber durch seine Vergangenheit belastet wird. Das daraus angefertigte Broadway-Stück "Alias Jimmy Valentine" (1910)  wurde im Stummfilmzeitalter dreimal verfilmt - erstmals 1915 von Maurice Tourneur, dessen Sohn Jacques später der ungleich bekanntere Regisseur geworden ist. Dabei war Maurice Tourneur keinesfalls weniger talentiert als sein Sohn; bereits wenige Jahre nachdem ihn die Éclair in die USA geschickt hatte, hat er sich dort schnell zum populärsten Regisseur nach D. W. Griffith entwickelt. "Trilby" (1915), "The Poor Little Rich Girl" (1917), "The Blue Bird" (1918), "The Last of the Mohicans" (1920) und der verschollene "While Paris Sleeps" (1923) haben sich bald zu Klassikern des frühen US-Langfilms entwickelt - letzterer vor allem aufgrund der Besetzung mit Lon Chaney. In Frankreich fertigte Tourneur mit "La Main du diable" (1943) zudem einen der wenigen Vertreter des phantastischen Films an.

"Alias Jimmy Valentine" ist ein hervorragendes, frühes Beispiel für Tourneurs Können: aussagekräftige Bildkompositionen & Schnitte, eine durchdachte Beleuchtung, die sinnvoll genutzte Tiefe des Raums, komplex montierte Handlungsstränge lassen den Film zu einem der besten US-Filme des Jahres werden, dessen Handlung jedoch arg konstruiert und nicht immer sonderlich glaubwürdig erscheint. Filmhistorisch Interessierte sollten aber nicht nur wegen der inszenatorischen Qualität zugreifen & -schauen, sondern auch wegen Robert Warwick, der hier - nachdem er schon im Broadway-Stück erfolgreich die Hauptrolle übernommen hat - sein Leinwanddebut gab, um vor allem in den 30er und 40er Jahren ein bekanntes Gesicht zahlreicher Hollywood-Klassiker (von Preston Sturges, Michael Curtiz, John Ford, Cecil B. DeMille, Leo McCarey, George Cukor, William Dieterle oder Clarence Brown) zu werden. Uraufgeführt wurde der Film am 22. Februar 1915 vor Insassen in Sing Sing.
Und worum geht es? Inhaltsangabe von PierrotLeFou


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