Clarence Browns "The Yearling" erlebte seine Premiere am 18. Dezember 1946, trat seinen Siegeszug aber eher ab Frühling des Folgejahres an. Dabei ist der trotz all seiner schweren Schicksalsschläge letztlich doch erbauliche Familienfilm mit all seiner Harmonie, seiner Liebe zu Landschaft und Tierwelt im Grunde wunderbare Weihnachtszeit-Kost (und wurde zumindest hierzulande gerne in der Vorweihnachtszeit oder zumindest noch bis zum Heilige-Drei-Könige-Tag im Fernsehen ausgestrahlt). Dabei muss man ja überhaupt froh sein, dass dieser Film zustande gekommen ist, denn seine Produktionsgeschichte liest sich einigermaßen wüst: Schon 1941 machte sich Victor Fleming für MGM an die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Marjorie Kinnan Rawlings, aber insbesondere der ausfallende Kinderstar und Flemings Zerwürfnis mit dem Produzenten Sidney Franklin machte damals einen Strich durch die Rechnung. Zwar konnte King Vidor als Ersatzregisseur gewonnen werden, aber mit dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg cancelte man kurzerhand das gesamte Projekt, das sich bisher als so schwierig und erst einmal sicher auch als nicht mehr zeitgemäß in (aus US-Sicht) frisch angebrochener Kriegszeit erwiesen hat. Clarence Brown, der vor allem für seine vielen Filme mit Grete Garbo bekannt war und ist – und der auch Joan Crawford und Myrna Loy reizend in Szene zu setzen verstand – hatte sich im Grunde mit seinem Tier- und Familienfilm "National Velvet" (1944) als geeigneter Regisseur für den Stoff ausgewiesen... der zudem ein Händchen für Kassenerfolge hatte: erst seinen antirassistischen Problemfilm "Intruder in the Dust" (1949) wollte bloß vergleichsweise wenige, zu wenige, Leute sehen. Und tatsächlich verstand Brown es, den – 1945 weitestgehend mit gänzlich neuer Besetzung von vorn begonnenen – kostenspieligen Technicolor-Streifen mit vielen Tierszenen publikumswirksam auf die Leinwand zu bannen. Heute dürften sich sicherlich einige Zuschauer(innen) an den unzähligen Tierdressuren stoßen; aber die Geschichte einer Pioniersfamilie (Gregory Peck, Jane Wyman und Claude Jarman Jr.), die es sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Wildnis Floridas heimisch macht, wo ihr einzig noch lebendes Kind, der zehnjährige Jody, ein Rehkitz großzieht, um es am Ende eines Coming-of-Age-Prozesses wieder in die Wildnis übergeben zu müssen, was aber schmerzlich misslingt und auffwühlende Folgen für alle Beteiligten hat, ist durchdrungen von soviel emotionaler Reife, Einfühlsamkeit und Gespür für die Widrigkeiten des Lebens, das es schwer fällt, diesen zu Tränen rührenden Film nicht in sein Herz zu schließen.
Vor 15 Jahren ist eine deutsche DVD von Warner erschienen, die mittlerweile aber nur noch selten zu akzeptablen Preisen angeboten wird: Fassungseintrag von Karm
Registrieren/Einloggen im User-Center