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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Helmut Dietls (nicht völlig) unerwarteter Hit

Stichwörter: 1990er Adorf Becker Deutschland Dietl Ferres Gedeck George Hoger Jubiläum Klassiker Komödie Król Landgrebe Lauterbach Liefers Milberg Rohde Rothemund Spielfilm Süßkind Tragikomödie

Rossini (1997)

Der deutsche Film hatte es bekanntlich schwer gehabt... während man andernorts stolz auf das hauseigene, nationale Kino war, da war man hierzulande lange am Motzen: Papas populäres Kino war schon in den 70er Jahren ausgestorben, der Neue Deutsche Film war etwa mit Fassbinders Ableben hinüber (und bei der breiten Bevölkerung ohnehin nicht übermäßig beliebt) und wenn sich dann in den späten 80er Jahren, in den 90er Jahren sowie in den frühen 00er Jahren (in denen sich langsam die Wahrnehmung einer Berliner Schule etablierte, die mit anderen Strömungen und Eionzelerscheinungen dem deutschen Film wieder etwas mehr Renommee verschaffte) nennenswerte Filme finden ließen, dann fielen sie zum großen Teil in den dokumentarischen Sektor oder in den weniger breitenwirksamen Nischenbereich eines Schlingensief, derweil die wirklich beachtlichen großen Spielfilme jener Zeit, die es durchaus noch gab, tatsächlich ziemlich überschaubar blieben... woran in der Kohl-Ära auch die mindestens erzkonservativen politischen Eingriffe des CSU-Politikers und Bundesinnenministers Friedrich Zimmermann in die Filmförderung, die zweite große Tragödie des deutschen Films neben Fassbinders Tod, ihren Anteil hatten. Publikumserfolge waren in den 90er Jahren vor allem deutsche Komödien, für welche die meisten Kritiker(innen) eher wenig übrig hatten. Positive Ausnahmen lieferte allerdings Helmut Dietl ab, der erst die Satire "Schtonk!" (1992) und dann – am 23. Januar 1997 – "Rossini" ins Kino brachte, der "Schtonk!" nochmals überragte. Das Heyne Filmlexikon ließ sich 1999 zur etwas überzogenen Höchstwertung von fünf Sternen hinreißen, Katja Nicodemus nannte Dietl rückblickend eine "selbstreflexive Ausnahme innerhalb des Komödienstadls". "Rossini" war eine Seltenheit des deutschen Films jener Zeit, die überraschte (obgleich sich Dietl mit "Schtonk!" schon einen guten Ruf erworben hatte) und den großen Kassenerfolg mit hochwertiger Qualität verband: Nach dem Drehbuch von Dietl und Patrick Süskind tummeln sich in diesem leicht episodischen Ensemblefilm Götz George, Mario Adorf, Heiner Lauterbach, Gudrun Landgrebe, Veronica Ferres, Joachim Król, Hannelore Hoger, Armin Rohde, Jan Josef Liefers, Martina Gedeck, Meret Becker, Axel Milberg oder Marc Rothemund (der 1997 sein Regiedebüt abliefern sollte) in einem Münchner Nobelrestaurant, wo sich vornehmlich die Schickeria rumtreibt. Tragikomisch und sanft satirisch werden insbesondere die Liebes- und sexuellen Probleme dieser Figuren im Kontext von Karrieren entfaltet, wobei formal (nicht nur, aber vor allem) die Farbgebung besticht und inhaltlich unterhaltsam mit so manchen Klischees hantiert wird. Eitelkeit, Egozentrik und Beziehunsfähigkeit wird genüsslich vorgeführt, wobei sich Stars vor und hinter der Kamera hier selbstironisch über ihr Milieu amüsieren. Vielfach preisgekrönt, gehört "Rossini" heute sicherlich zu den denkwürdigsten deutschen Spielfilmen der 90er Jahre.
Günstig zu bekommen ist die bereits bald 12 Jahre alte Neuauflage der Highlight-/Constantin Film-DVD: Fassungseintrag von SchubiDu


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