Man on the Moon (1999)
Für Abweichler, Sonderlinge und Rebellen hatte Milos Forman schon früh in seiner Karriere ein Interese erkennen lassen. In "Černý Petr" (1964) schien das noch an der Wahl eines Coming-of-Age-Stoffes zu liegen, in "Lásky jedné plavovlásky" (1965) schien dann schon etwas mehr mitzuschwingen. Dass "Černý Petr" Forman Kritik aus der Ecke der Komunistická strana Československa erhielt, mag bezeichnend gewesen sein: als ein Schlüsselerlebnis, das Formans Drang zur vollen Selbstentfaltung und freien Meinungsäußerung noch vorangetrieben haben mag. Dazu kam es dann, als er infolge des Prager Frühlings zum Exilanten geriet: In den USA verlegte er sich mit der Ken-Kesey-Verfilmung "One Flew Over the Cuckoo's Nest" (1975) und dem Musical "Hair" (1979) auf rebellische Figuren, die gegen den Strom schwammen. Selbst sein Mozart-Biopic "Amadeus" (1984) zielte in eine ähnliche Richtung. Zwei Biopics sollten sich zum Ende seiner Karriere als deutlichste Positionierungen zum Thema der Meinungsäußerung in den USA erweisen: "The People vs. Larry Flynt" (1996) über den hier von Woody Harrelson verkörperten Männermagazin-Verleger Larry Flint und der am 7. Dezember 1999 uraufgeführte "Man on the Moon" über den streitbaren Ausnahme-Comedian Andy Kaufman. Jim Carrey spielte die Hauptrolle in einem der wenigen ernstzunehmenden Filme seiner Filmografie, die sich mit "Ace Ventura: Pet Detective" (1994), "The Mask" (1994) und "Dumb & Dumber" (1994) auf einem Höhepunkt hinsichtlich Popularität und Publikumsbeliebtheit befunden hatte. Der grimassierende, extrovertierte Komiker hatte schon in Peter Weirs "The Truman Show" (1998) den Schritt zur seriöseren Satire gewagt und solche Bemühungen in den 00er Jahren nochmals wiederholt. Hier spielt er den ähnlich ausgelassenen Kaufman, der sein Publikum gerne narrte und täuschte, hinter seinen verschiedenen Masken – so deutet es der Film in einem zweiten Spannungsbogen neben der tragischen Krebserkrankung – aber auch Probleme hat, seine eigene Identität zu umreißen. Der kommerziell wenig erfolgreiche Film erreichte nicht mehr ganz die Klasse eines "The People vs. Larry Flynt", ist dafür aber eine so bezeichnender Forman-Film wie auch ein herausragender Carrey-Film.
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