Dogme 1 - Festen (1998)
Schon über 10 Jahre ist es mittlerweile her, dass Thomas Vinterberg das Drama "Jagten" (2012) über fehlgehende Missbrauchsvorwürfe gegenüber einem Kindergarten-Erzieher vorlegte und damit seine Karriere ganz erheblich pushte. "Jagten" galt damals sofort – und auch aufgrund eigener Aussagen des Regisseurs – als späte Variante seines immens erfolgreichen frühen Spielfilms "Dogme 1 - Festen", der im Mai 1998 in Cannes erstmals zu sehen war und ab dem 19. Juni 1998 in den dänischen Kinos lief: Bis "Jagten" blieb dieses Werk der große Hit Vinterbergs, an den er lange nicht wieder anküpfen konnte. Hierin behandelte er berechtigte Missbrauchsvorwürfe, denen jedoch auf einer Familienfeier keiner Glauben schenken will: Es ist dann der Sohn als Missbrauchsopfer, gegen den sich die allgemeine Stimmung richtet, als er seinen Vater auf dessen Geburtstagsfeier mit den schweren Vorwürfen konfrontiert. Beide Filme umkreisen dasselbe Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, unter unterschiedlichen Prämissen: und sind im Zuge des hashtag activism, der Mitte der 10er Jahre einsetzte und im Rahmen von #MeToo hin und wieder auch Forderungen der Beweislastumkehr im Fall der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs mit sich brachte, hochaktuell... wobei es "Jagten" war, der schnell(er) in der Kritik stand, weil die falschen Beschuldigungen nicht so recht in die aufgekommenen Debatten passten und weil sich mit einem Pro- und einem Contra-Film zu einem Thema nicht adäquat die Verhältnisse zutreffender und irreführender Missbrauchsvorwürfe abbilden lassen. 1998 und in den Folgejahren löste "Dogme 1 - Festen" erst einmal ganz andere Reaktionen aus: Als erster Film nach dem auch von Lars von Trier angestoßenen Dogme 95-Manifest – das man rückblickend vielleicht eher als intellektuellen Witz und bloßen Denkanstoß zum Verhältnis fiktionalisierter und dokumentierter Elemente im Kino (welches so komplizierter wird, jeder differenzierter es über die Jahrzehnte reflektiert wurde) betrachten sollte – war "Dogme 1 - Festen" in erster Linie vor allem ein Dogma-Film.
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