Filibus (1915)
Sie waren überaus en vogue, diese schier übernatürlich cleveren Superschurken, die vor allem Louis Feuillade seit "Fantômas - À l'ombre de la guillotine" (1913) auf die Leinwand brachte: Und zwar auch außerhalb Frankreichs - etwa in Italien, wo Mario Roncoroni im März 1915 einen Beitrag lieferte, der - zwischen der ausklingenden Phase großer Monumentalepen und der allmählich einsetzenden Strömung des verismo - sicherlich eine der interessantesten Frauenfiguren der 10er Jahre präsentierte.
"Filibus" heißt der titelgebende Superschurke und ist bei Roncoroni eine Frau. Die gab es mit Irma Vep auch in Feuillades "Les Vampires" (1915/1916), aber Roncoroni präsentiert sie nicht nur als ins Gigantomanische gesteigertes Mastermind, das seine Verbrechen oftmals aus einem über Italien kreisenden Luftschiff begeht (worin man Einflüsse von "Aerial Anarchists" (1911) oder "Pirates of 1920" (1911) vermuten kann), sondern stellt die traditionell Männern zugeschriebenen Züge seiner starken Frau überdeutlich heraus und inszeniert seine Schurkin, die sich ganz männlich Filibus nennt, in Damen- & Herrenkostümen gleichermaßen. Filibus ist mal die elegante Baronesse Troixmonde, mal ein stattlicher Galan, der sich auch an die Tochter des Widersachers heranschmeißt, und mal die maskuline Schurkin, die unter ihrer Maskerade teilweise auch ganz geschlechtsneutral wirkt; da mag man beinahe geneigt sein, in Troixmonde 'trois mondes' zu vermuten. Formal wie dramaturgisch mag "Filibus" ein nicht übermäßig beeindruckender, wenngleich kurzweilige Unterhaltung bietender Stummfilm sein: doch soviel Transgender wie hier, bekommt man im Kino der 10er Jahre nicht einmal in Lubitschs "Ich möchte kein Mann sein" (1918) geboten...
Und worum geht es? Inhaltsangabe von PierrotLeFou
Registrieren/Einloggen im User-Center